Also, die Corona-Lage scheint verwirrend, doch langsam klärt sie sich. Die Regierung hat eine Reisewarnung für Tirol ausgesprochen, was ebendort zwar nicht gut ankommt. Die Konfliktlinien treten jedoch immerhin klar und deutlich auf den Gesichtern der Beteiligten zum Vorschein. Hier kann nur noch die Uno schlichtend eingreifen. Sie wird jedoch nicht verhindern, dass Tirol und sein Landesvater noch berühmter werden.

Ein TV-Blick zum nördlichen Nachbarn zeigt es. "Es könnte nun ein neues Ischgl geben, warnen Virologen!", entschlüpft es einer ZDF-Kommentatorin gegen 19 Uhr. Ob Gesundheitsminister Rudolf Anschober das gesehen hat? Auch er, der sich im Dialog mit der Tiroler Politik befindet, wirkt in der "ZiB 2" ob der wachsenden Prominenz des schönen Bundeslands nicht glücklich.

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Markige Sätze

Von der Vermutung des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter ("Die Bundesregierung muss mit uns zufrieden sein!") ist ihm klar nichts anzumerken. Eher das Gegenteil. Trotz des Versuchs, sachlich zu bleiben, entschlüpfen Anschober – für seine Verhältnisse – recht markige Sätze, die kultivierten Zorn zeigen. Man wolle von Tirol "mehr, mehr, mehr" Maßnahmen. Man habe Stunden damit verbracht, den Landeshauptmann "zu mehr" zu bewegen. Offenbar nicht mit dem größten Erfolg: Alles, was rechtlich möglich ist, "werden wir nun machen, egal ob Tirol da Ja sagt oder Nein", so Anschober.

Er hat das Ganze an Juristen übergeben. Dennoch rechnet er mit "dutzenden, wenn nicht hunderten Klagen" gegen Maßnahmen. Bei den Gesprächen am Wochenende wäre man gerne dabei gewesen. Ganz klar. (Ljubiša Tošić, 9.2.2021)