Forscher fanden Gehirnzellen, die Bewegungskommandos kontrollieren, mit deren Hilfe das Individuum einer Bedrohung entkommen kann.

Illustr.: SciTechTrend

Wien – Gefahren wahrzunehmen und schnell darauf zu reagieren ist für jedes Individuum überlebenswichtig. Daher passiert dies unbewusst durch Nervenzellen unter der Hirnrinde. Ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung fand nun spezielle Gehirnzellen, die Bewegungskommandos kontrollieren, mit denen das Individuum einer Bedrohung ausweichen kann. Diese werden durch Kalzium-Ionen (Ca2+) reguliert, berichten sie im Fachjournal "Pnas".

Jene Gehirnzellen zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen Eiweißstoff namens "Secretagogin" besitzen, so die Forscher um Alán Alpár von der Semmelweis Universität Budapest (Ungarn). Er misst die Konzentrationen von Kalzium am Ende der Verbindung von zwei Nervenzellen (Synapse).

Regulation und Abwehr

Das sei ungewöhnlich, denn normalerweise befinden sich Kalzium-Sensoren am Anfang der Synapse, schrieb das Team, zu dem auch Zsofia Hevesi und Tibor Harkany vom Zentrum für Hirnforschung der Medizinischen Universität Wien gehören. Secretagogin kennzeichnet nicht nur diese speziellen Gehirnzellen für die Gefahrenabwehr, es reguliert auch die Maschinerie am Ende der Synapsen, die stimulierende Signale weiterleitet, erklären sie.

Die betreffende Zellpopulation sowie ihre Funktion wurden von den Forschern schon zuvor in Tiermodellen identifiziert. Gleichzeitig wurde mit Unterstützung durch Proben des Human Brain Tissue Bank unter der Leitung von Miklós Palkovits von der Semmelweis-Universität festgestellt, dass in der Amygdala, einer paarweise angeordneten Kernregion des Gehirns, Zellen mit den gleichen neurochemischen Eigenschaften an der selben Stelle gefunden werden können.

Ansatzpunkt für Therapien

"Funktionelle Studien wurden noch nicht am Menschen durchgeführt. Da jedoch ein kritischer molekularer Ansatzpunkt identifiziert wurde, könnte diese Zellgruppe auf lange Sicht sogar als Ziel medizinischer Wirkstoffe dienen", sagte Alpár. (red, APA, 13.2.2021)