ORF-General Alexander Wrabetz hier bei der Grundsteinlegung für den multimedialen ORF-Newsroom im Februar 2020.

FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Die Public-Value-Abteilung des ORF widmet sich in den kommenden fünf Monaten dem Thema "Digitaler Wandel". Am Dienstag wurde der "TransFORM"-Prozess mit einer von im Laufe der nächsten Zeit mehreren Gesprächsrunden gestartet. Die Diskutanten – darunter ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz – waren sich einig, dass rechtliche Limitierungen für den ORF gelockert werden müssten, um für die Jugend interessant zu bleiben und digitalen Giganten wie Amazon begegnen zu können.

Ob es den ORF 2030 noch gibt, hänge davon ab, ob die Politik die Voraussetzungen dafür schaffe, meinte Wrabetz. Mit den Inhalten des ORF habe man in zehn Jahren nur dann eine Zukunft, wenn sich das größte Medienhaus des Landes bis dahin zu einer multimedialen Plattform entwickelt habe. Wurde das öffentlich-rechtliche Medienunternehmen am Anfang des Jahrtausends noch für seine gesetzlichen, digitalen Möglichkeiten wie der ORF-TV-Thek beneidet, so wäre man hierzulande mittlerweile am Ende des europäischen Feldes angelangt, so der Generaldirektor.

Er verstehe, wenn private Sender geschützt werden sollten, so Wrabetz. Doch diese "kleinen Pflänzchen" hätten sich mittlerweile zu Giganten wie Amazon entwickelt. "Wir müssen einen Weg finden, wie wir mit Privatmedien besser zusammenarbeiten können, damit wir nicht beide verschwinden", gab der Generaldirektor zu bedenken. Plattformmedien würden klassische Medien "anknabbern" und ihnen "im Wesentlichen die Geschäftsgrundlage entziehen", indem sie immer mehr Werbeumsätze auf sich vereinen. Aus diesem Grund müsse auch in Zukunft ein Teil der medialen Wertschöpfung öffentlich-rechtlich finanziert werden, so Wrabetz.

Sieben-Tage-Beschränkung der ORF-TV-Thek ein "Wahnsinn"

Die Digitalexpertin Ingrid Brodnig glaubt an eine starke Konzentration am Streamingmarkt auf einige wenige Anbieter bis 2030: "Es wäre wichtig, in Europa eine Gegenmacht mit einem eigenen Anbieter zu haben." Die derzeitige Sieben-Tage-Beschränkung der ORF-TV-Thek wäre aus Gebührenzahlersicht "ein Wahnsinn". Auch Caroline Pavitsits von der Bundesjugendvertretung sah darin ein Problem: "Junge Menschen schauen, wenn sie dazu kommen und nicht innerhalb einer Periode von sieben Tagen. Dadurch gehen Inhalte verloren, die sonst mehr Reichweite hätten. Das ist schade."

Um den ORF für die Jugend interessanter zu machen, sollte er zudem junge Stimmen als Gäste oder auch Moderatoren und Moderatorinnen aufnehmen, befand Pavitsits. Damit stieß sie beim ORF-Generaldirektor auf offene Ohren. "Junge Menschen sind die Zukunft", so Wrabetz. Derzeit stellen sie noch eine Minderheit im ORF dar, doch mit der anstehenden Pensionierungswelle wolle man mit jungem Personal nachbesetzen. (APA, 9.2.2021)