Die Corona-Krise hat dem Café Ritter nicht gutgetan.

Foto: STANDARD/Corn

Weil Insolvenz angemeldet wurde, kommt die städtische Beteiligung nicht zustande.

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Der Zeitpunkt war gut gewählt. Drei Tage vor den Gemeinderatswahlen in Wien wurden weitere Betriebe präsentiert, an denen sich die Stadt Wien beteiligen wollte. Darunter etwa ein Hersteller elektronischer Geräte, aber auch das Café Ritter im 16. Bezirk.

Die Firmenbeteiligungen hatte sich die Stadtregierung überlegt, um Traditionsunternehmen in der Corona-Krise unter die Arme zu greifen. Nach spätestens sieben Jahren sollen die Anteile wieder verkauft werden. Eine Beteiligung ist mit maximal 20 Prozent Gesellschafteranteilen vorgesehen. Insgesamt stehen der "Stolz auf Wien Beteiligungs GmbH" rund 40 Millionen Euro zur Verfügung. Die Hälfte davon sind kommunale Gelder.

Doch aus der Beteiligung am Café Ritter wird nichts, zumindest vorerst, denn es hat Insolvenz angemeldet. War die Präsentation also voreilig? Und wie treffsicher ist das städtische Beteiligungsmodell überhaupt?

Insolvenz nicht absehbar

Seitens der Beteiligungs GmbH seien keine Fehler gemacht worden, sagt Geschäftsführerin Barbara Forsthuber zum STANDARD. Die Bewertung sei erfolgreich verlaufen, es sei nicht absehbar gewesen, dass es offene Forderungen gibt.

Man stehe auch bereit, sollte das Kaffeehaus wieder saniert sein. Denn an sich passe es ins Profil. Rund drei Millionen Euro seien an die beteiligten Betriebe schon ausbezahlt worden, damit habe man 250 Arbeitsplätze sichern können.

Auf Nachfrage stellt sich jedoch heraus, dass die kommunale Beteiligung erst bei vier Unternehmen unter Dach und Fach ist: neben dem Elektrohersteller compact-electric GmbH beim Restaurant Vestibül, der Firma Adamol, die Motoröle und Schmierstoffe herstellt, und beim Schmuckfachexperten Frey Wille. Weitere vier Unternehmen befinden sich knapp vor Vertragsunterzeichnung, sagt Forsthuber, drei Firmen werden am Donnerstag in einer Beiratssitzung geprüft.

Neun weitere Betriebe seien "im Screening". Außerdem gebe es noch zehn bis zwölf Betriebe, "die sich wieder melden wollen".

Mehr Tempo

Der FPÖ geht das alles zu langsam. "Unternehmen, die um Förderungen ansuchen, werden dann so lange ‚geprüft‘, bis sie am Ende zugrunde gehen", beschwert sich Klubobmann Maximilan Krauss in einer Aussendung.

Man sei auch angewiesen auf das Tempo der Unternehmer, entgegnet Forsthuber, die Wert darauf legt, dass ein mehrstufiger Prüfprozess stattfindet, bevor Gelder fließen.

Vor einem Kaffeehaussterben warnte am Dienstag der Klub der Wiener Kaffeehausbesitzer. Das Café Ritter in Ottakring werde "leider nur der Anfang" sein, heißt es in einer Aussendung. (Rosa Winkler-Hermaden, 9.2.2021)