Galeria Karstadt Kaufhof lässt sich wegen der Corona-Krise vom deutschen Staat finanziell unter die Arme greifen.
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Eine Vorliebe des Tiroler Milliardärs René Benko dürfte unbestritten sein: Er kauft gerne in Innenstädten ein. Allerdings weniger Hüte, Mäntel oder Bücher, bei dem Gründer der Signa-Gruppe dürfen es gleich ganze Immobilien sein, bevorzugt die besten Häuser am Platz. Etwa in München, wo Signa sowohl Immobilien von Galeria Karstadt Kaufhof besitzt als auch die Warenhauskette an sich. Diese wurde allerdings von der Corona-Krise stark gebeutelt, sodass der deutsche Staat helfend unter die Arme greifen soll: mit einem Nachrangdarlehen über bis zu 460 Millionen Euro.

Allerdings tritt Benkos Signa bei Münchner Immobilien gleichzeitig auch den Rückzug ins Steuerparadies Luxemburg an, betroffen ist auch das Haus einer Karstadt-Filiale. Mutmaßlich, um die Steuerlast zu verringern, berichtet ein internationales Recherchenetzwerk, zu dem auch die Süddeutsche Zeitung zählt. Drei Immobilien gehören direkt oder indirekt einer Muttergesellschaft in Luxemburg. Diese könne deutschen oder luxemburgischen Töchtern Darlehen gewähren, erklärt Christoph Trautvetter vom Netzwerk Steuergerechtigkeit die mutmaßliche Konstruktion. Die dafür zu entrichtenden Zinsen würden die Gewinne und damit auch die Steuerlast dieser Firmen entsprechend verringern.

Mutter im Großherzogtum

Als Beispiel dient die Karstadt-Immobilie am Münchner Hauptbahnhof, deren Eigentümerin laut den Bilanzen von 2016 und 2017 über Darlehen Millionen erhalten haben soll, überwiegend von ihren luxemburgischen Muttergesellschaften. Trotz Mieteinnahmen in Millionenhöhe fielen letztlich roten Zahlen an – wohl zulasten der Steuerleistung in Deutschland.

Allein für drei Münchner Immobilien verfügt Signa dem Bericht zufolge, den die Immobiliengruppe auf Anfrage unkommentiert ließ, über ein Dutzend Firmen im Großherzogtum. Insgesamt sollen es sogar mehr als 130 sein. Etliche von Benkos Kaufhausimmobilien in anderen deutschen Großstädten werden demnach ebenfalls über Luxemburg gehalten. Die Mieteinnahmen fallen also in Deutschland an, abgerechnet wird freilich an anderer Stelle. Nämlich in einem einzigen Gebäude in dem 1600-Einwohner-Ort Sennigerberg, wo sämtliche Signa-Firmen im Großherzogtum gemeldet sein sollen.

Von Luxemburg nach Österreich

Von den Firmen in Luxemburg steuern die Gewinne Österreich an. In den Jahren 2016 und 2017 sollen dem Bericht zufolge von einer Firma 100 Millionen Euro an Vorabdividenden an Unternehmen im Heimatland der Signa-Gruppe geflossen sein – was sich lohnen soll, wie der Steuerexperte Trautvetter erklärt: "Die Dividendenausschüttung ist in Österreich fast steuerfrei, solange sie nicht an Privatpersonen erfolgt." Dazu komme, dass die österreichische Mutter Verluste ausländischer Töchter fast beliebig miteinander verrechnen könne.

"Für den normalen Steuerzahler ist das nicht schön", wird Alain Thierstein, Professor für Raumentwicklung an der Technischen Universität München, zitiert. Jeder Berater würde Investoren jedoch dazu raten, solche Möglichkeiten auszuschöpfen, solange es sie gebe. Aber in Deutschland werde eben gerne moralisiert, sagt Thierstein. (Alexander Hahn, 9.2.2021)