Aufnahmen wurden vorerst noch keine übermittelt, man kann sich Al-Amals derzeitige Position aber in etwa so vorstellen wie auf dieser vorab erstellten Illustration.
illustration: EPA/MBRSC/UAE Space Agency

Derzeit herrscht erhöhtes Verkehrsaufkommen rings um den Mars: Binnen weniger als 24 Stunden sind gleich zwei Raumsonden in einen Orbit um den Roten Planeten eingeschwenkt. Nachdem Dienstag Abend die Raumsonde Al-Amal ("Hoffnung") der Vereinigten Arabischen Emirate ihr Ziel erreicht hatte, meldet nun das staatliche chinesische Fernsehen, dass auch die chinesische Sonde Tianwen 1 angekommen ist.

Die fünf Tonnen schwere Raumsonde, deren Name mit "Fragen an den Himmel" übersetzt wird, besteht aus einem Orbiter, einem Landegerät und einem Gefährt von der Größe eines Golf-Carts. Mit ihrer ersten Marslandung will die junge Raumfahrtnation China mit den USA gleichziehen, die schon mehrere Forschungsgeräte auf den Planeten gebracht haben. Anders als Al-Amal wird es Tianwen 1 aber nicht bei einem Aufenthalt im Orbit belassen: Nach zwei oder drei Monate soll auch eine Landung versucht werden.

Al-Amal hat ihr Ziel erreicht
DER STANDARD

Ziele

Es ist Chinas erste interplanetare Mission und das bisher ehrgeizigste Unternehmen des chinesischen Weltraumprogramms neben dem Unterhalt einer zeitweise bemannten Raumstation. Und wie immer hält sich die Transparenz in Grenzen, vom genauen Zeitplan bis zu den Forschungszielen. Noch vor kurzem hatte es Peking bei der vagen Information belassen, dass die Sonde "Mitte Februar" beim Mars ankommen würde.

Als wichtigstes Forschungsziel nannten die Missionsverantwortlichen die globale Vermessung des Mars durch den Orbiter und detaillierte Oberflächenanalysen mithilfe eines Rovers. Konkret sollen unter anderem Morphologie und geologische Strukturen des Roten Planeten kartiert sowie Analysen zur Verteilung von Wassereis und zur Zusammensetzung von Oberflächenmaterial durchgeführt werden. Zudem sollen die Ionosphäre und Klimafaktoren untersucht und das Magnetfeld sowie die innere Struktur des Mars erforscht werden.

Unklar ist, in welchem Ausmaß und wann wissenschaftliche Ergebnisse der Mission für Forscher weltweit frei zugänglich sein werden, wie es etwa bei Daten aus wissenschaftlichen Missionen der Nasa und Esa üblich ist.

Arabischer Weltraumehrgeiz

Al-Amal, die erste arabische Marsmission überhaupt, soll dabei helfen, ein vollständiges Bild des Mars-Klimas über ein komplettes Jahr hinweg zu erfassen. Die 1.350 Kilogramm schwere Raumsonde soll dazu unter anderem die Atmosphäre sowie Wetterveränderungen und den Wechsel der Jahreszeiten beobachten. Im Juli 2020 vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima gestartet, legte sie auf ihrer siebenmonatigen Reise 450 Millionen Kilometer zurück.

Die Emirate treiben ihr Raumfahrt-Programm kräftig voran. Geplant ist auch eine Mond-Mission für das Jahr 2024, bei der ein unbemanntes Raumfahrzeug zum Erdtrabanten starten und dort in einer bisher unerforschten Gegend landen soll. Der schwerreiche Golfstaat hofft dabei neben wissenschaftlichen Erkenntnissen und positiven Effekten für die Wirtschaft auch auf Imagepflege. Die desaströse Menschenrechtslage in dem Land steht immer wieder im Fokus internationaler Kritik.

Eine ähnliche Strategie verfolgt auch das Nachbarland Saudi-Arabien. Dort wurde eine Raumfahrtbehörde per königlichem Dekret im Dezember 2018 geschaffen – kaum drei Monate nach der Tötung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi.

Nächste Woche kommt Nummer drei

2011 hatte China schon einmal gemeinsam mit Russland versucht, eine Sonde zum Mars zu schicken. Die Mission scheiterte jedoch, daraufhin entschloss sich Peking zum Alleingang. Insgesamt ist in der Geschichte der Marsmissionen rund die Hälfte fehlgeschlagen.

Bisher ist es nur den USA gelungen, auf dem Mars Rover zum Einsatz zu bringen. Und der nächste wird den aktuellen Run auf den Mars komplettieren: Perseverance, der ebenfalls vergangenen Sommer gestartete bisher größte Marsrover, soll am 18. Februar den Einschlagskrater Jezero auf der marsianischen Nordhalbkugel erreichen. (red, APA, 10. 2. 2021)