Seit 2014 kann man in "Elite Dangerous" Handel treiben und das Weltall unsicher machen.

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Eine Gruppe von Spielern hat sich in der Raumschiff-Simulation "Elite Dangerous" das Ziel gesetzt, neue Mitspieler in ein entferntes Sternensystem zu entführen, um sie dann für wenig Geld als Minenarbeiter einzusetzen. Eine tragische Geschichte, die zeigt, welche Eigendynamik virtuelle Welten entwickeln können.

Moderne Sklaverei

Neue Spieler gelangen meist in ein bestimmtes Sternensystem und müssen sich zunächst mit den vielen Möglichkeiten des Spiels vertraut machen. Da fühlt es sich gut an, wenn etablierte Spieler anbieten, sie in ihre "Player Group" aufzunehmen und ihnen auf der Suche nach der raren Ressource Void Opals zu helfen. Einige Spieler nehmen dieses scheinbar attraktive Angebot an und lassen sich zu entfernten Systemen leiten, die angeblich eine gute Quelle für seltene Rohstoffe sind.

Bei der Auswahl ihres Raumschiffs wird den Neulingen dabei eingeredet, auf die Fähigkeit, große Raumsprünge zu vollführen, zu verzichten. Die "Player Group" habe einen Flottenträger, der genau dazu diene. So finden sich die gutgläubigen Spieler bald in einem entlegenen Sternensystem wieder und müssen für ihre "Besitzer" Rohstoffe abbauen, um sich ihren Weg zurück in die Zivilisation zu verdienen. Die Website "Polygon" hat mit Betroffenen gesprochen.

Die Wahl und der weitere Ausbau des eigenen Raumschiffs sind essenziell für das Spielgeschehen.
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Schrei nach Hilfe

Während sich manche Spieler mit ihrem Schicksal abgefunden haben und andere das Spiel als Konsequenz einfach verließen, kontaktierte eines der Opfer die Fraktion Fuel Rats, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, gestrandeten Spielern zu helfen. Die Frage, ob sie auch Leute aus der Gefangenschaft befreien würden, mussten sie verneinen, leiteten den Hilferuf jedoch an die auf Rettungsaktionen spezialisierten Hull Seals weiter. Diese befreiten tatsächlich mehrere Spieler, 15 seien noch "gefangen", sagte ein Spieler der Hull Seals zu Polygon.

Auch die Täter kamen in dem Bericht zu Wort. Die Vorwürfe seien überzogen, und jeder Spieler könne selbst entscheiden, ob er alternativ sein Schiff explodieren lässt. Die zusätzliche Aufmerksamkeit durch die Berichterstattung werde man nutzen, um die Gruppe noch größer und reicher werden zu lassen. Man werde die "größte Armee aus Neulingen" aufstellen, die es je gegeben habe, sagte ein Verantwortlicher der Entführergruppe.

Entwickler Frontier hat in einem Statement versprochen, sich der Thematik anzunehmen und zu prüfen, ob Verstöße gegen die Richtlinien vorliegen. Betroffen ist nach aktuellem Wissensstand die Xbox-One-Version des Spiels.

Elite Dangerous

Elite Dangerous

Das Spiel wurde am 16. Dezember 2014 veröffentlicht und präsentiert sich als Mischung aus Flugsimulation und Wirtschaftssimulation. Kern des Spiels ist die offene Welt, die von unzähligen Spielern bevölkert wird, die sich zu Gruppen zusammenschließen können. Wie man sein Leben gestaltet, ist völlig frei zu entscheiden – als Händler, Pirat oder irgendetwas dazwischen.

Finanziert durch eine Kickstarter-Kampagne in den Jahren 2012 und 2013, baut der britische Entwickler Frontier erfolgreich an dem Spiel weiter. Die Komplexität begeistert Spieler auch sieben Jahre nach dem Ersterscheinen, doch erfordert das Spiel einiges an Einarbeitungszeit. (aam, 10.2.2021)