Nikki (Sarah Snook) und Franklin (Kingsley Ben-Adir) in der Folge "Watershed".

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"Es gab ein Vor-dem-Test, und es gab ein Danach. Ich habe meine Traumfrau gefunden", sagt ein glücklicher Mann in einem Werbevideo von Soul Connex. Dieses Unternehmen verspricht, für jeden Menschen den optimalen Partner zu finden. Möglich ist das durch die Entdeckung der sogenannten Seelenpartikel. Ein Test ermittelt dann den Seelenpartner für perfektes Beziehungsglück. Wissenschaftlich belegte Seelenverwandtschaft sozusagen. So viel zur Ausgangslage von "Soulmates", die Serie ist seit kurzem auf Amazon Prime abrufbar, die Handlung spielt in nicht allzu ferner Zukunft rund um das Jahr 2035.

Sechs Folgen

Dieser Test wirft freilich auch allerhand Fragen auf. Was tun, wenn man in einer glücklichen Beziehung lebt und den gemeinsamen Alltag mit all seinen guten und weniger guten Seiten gut zusammen meistert? Den Test nicht machen, weil eh alles passt? Oder bedeutet das, sich dem wahren, dem echten Glück zu verweigern? Weil es da draußen vielleicht jemanden gibt, mit dem alles noch viel schöner, leichter, intensiver ist? Die Macher William Bridges ("Black Mirror", "Stanger Things") und Brett Goldstein verhandeln all diese Fragen in sechs voneinander unabhängigen Episoden, eine zweite Staffel ist bereits angekündigt.

Die Möglichkeit, mittels Test den Traumpartner kennenzulernen, lässt in der ersten Folge Nikki (Sarah Snook) und ihr Mann Franklin (Kingsley Ben-Adir) an ihrer langjährigen Ehe zweifeln. Zu Beginn machen sich die beiden noch lustig über all die (vermeintlich) so glücklichen Pärchen, die sich jetzt via Soul Connex gefunden haben. Aber dann schleichen sich mehr und mehr Zweifel an ihrer Beziehung ein. Was wäre, wenn? Der Anfang vom Ende ist nah.

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Liebeswirren

In einer anderen Folge verführt Alison (Sonya Cassidy) ihr "Match", den verheirateten David (David Costabile), das hat freilich Folgen. In "Layover" will Mateo (Bill Skarsgård) nach Kolumbien reisen, um dort seinen vom Computer ausgespuckten Seelenverwandten zu treffen. Auf der Reise dorthin verliebt er sich in Jonah (Nathan Stewart-Jarrett) – was tun jetzt? Und in der Folge "The (Power) Ballad of Caitlin Jones" entdeckt Caitlin (Betsy Brandt), dass ihr vom Computer zugewiesener Partner ein Mörder ist.

"Soulmates" gibt sich recht dystopisch und verhandelt mal mehr, mal weniger kritisch die Suche nach der wahren Liebe mittels eines Algorithmus. Vieles bleibt aber an der Oberfläche, spannende (Beziehungs-)Fragen werden nur kurz angerissen, ohne ihnen genauer auf den Grund zu gehen. Und die dahinterliegende Frage, warum alle Menschen so zwanghaft auf der Suche nach ihrem Seelenpartner sind und meinen, nur zu zweit sei das Leben perfekt, wird gar nicht gestellt. (ae, 10.2.2021)