Euphoriebremser: Didi Kühbauer.

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Wien – Bei Rapid hat ein hohes Maß an Kontinuität Einzug gehalten. Die Hütteldorfer gewinnen ebenso regelmäßig wie sie danach beteuern, nicht an den Meistertitel zu denken. "Wir schauen nicht auf die Tabelle, nur von Spiel zu Spiel und genießen den Moment", erklärte Mittelfeldspieler Marcel Ritzmaier am Dienstag nach dem 1:0-Heimerfolg über den WAC. Coach Dietmar Kühbauer ergänzte: "Es kommt noch die Punktehalbierung, wir sprechen nicht von Titelträumen."

Angesichts der Leistung seiner Schützlinge war die Ansage des Trainers nachvollziehbar, denn der Auftritt der Hütteldorfer war trotz des fünften Sieges in Folge nicht wirklich meisterlich. "Es war sicher nicht das beste Spiel von uns", gestand Kühbauer. "Aber wir sind froh über die drei Punkte. Wir haben kein Tor und wenige Möglichkeiten zugelassen."

"Uns hat ein bisschen die Frische gefehlt"

Eine negative Überraschung war für den 49-Jährigen die körperliche Verfassung seiner Spieler. "Uns hat ein bisschen die Frische gefehlt, wir waren sehr statisch in unseren Aktionen." Dabei genossen die Rapid-Profis zuletzt eine achttägige Matchpause, während der WAC erst am vergangenen Freitag im Cup gegen Kapfenberg in die Verlängerung musste. "Solche Spiele gibt es. Wenn man am Ende einen Dreier macht, ist es in Ordnung", resümierte Kühbauer.

Seine Mannschaft stand damit zumindest für einen Tag vor Red Bull Salzburg an der Tabellenspitze. Rapids Ausbeute von 36 Punkten aus den ersten 16 Runden ist die beste in der Klubgeschichte seit der Saison 1995/96, als am Ende der Teller gestemmt wurde – mit Kühbauer als Spieler.

25 Jahre später fungiert der Burgenländer als Chefcoach, und das wohl noch längere Zeit. Sportgeschäftsführer Zoran Barisic kündigte gegenüber der "Kronen Zeitung" baldige Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung an und erzählte auch, dass Rieds Marco Grüll bereits einen Vorvertrag bei Rapid unterschrieben habe. Die aktuelle Saison bringt der 22-Jährige noch bei der SV Ried zu Ende.

Matchwinner Kara

Auch ohne Grüll ist Rapids Offensivabteilung gut aufgestellt, schließlich blieb man in den bisherigen 27 Bewerbspartien dieser Spielzeit nur zweimal ohne Torerfolg. Gegen den WAC war wieder einmal Ercan Kara der Matchwinner, allerdings unter tatkräftiger Mithilfe von Goalie Alexander Kofler, der einen relativ harmlosen Schuss des Stürmers passieren ließ. "Ich habe einfach draufgehaut, und er ist reingegangen", berichtete Kara.

Kofler zeigte sich danach gegenüber Sky schuldbewusst und sprach von einem "extremen Hecht. Das schaut natürlich blöd aus, und ist ein klarer Fehler, der leider passiert ist. Dass er spielentscheidend war, ist doppelt bitter."

WAC-Trainer Ferdinand Feldhofer machte seinem Schlussmann keine öffentlichen Vorwürfe. Das Tor sei "aus einem kollektiven Fehler" heraus entstanden, erklärte der Steirer. Sein Klub steht zwar im Cup-Semifinale und Europacup-Sechzehntelfinale, holte aber aus den fünf Ligapartien in diesem Jahr nur fünf Punkte, erzielte in vier Matches davon keinen Treffer und muss noch um die Teilnahme an der Meistergruppe bangen.

Diesbezüglich gab sich Feldhofer jedoch betont zuversichtlich. "Wir werden es unter die Top Sechs schaffen, davon bin ich überzeugt. Dass wir es nicht sechs Runden vor dem Cut schaffen, ist auch klar." Die jüngste Torflaute wollte der Ex-Teamspieler nicht überbewerten. "Wir kreieren Chancen und müssen sie nur verwerten und uns belohnen." (APA, 10.2.2021)