Feinstaubpartikel, die bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern entstehen, können tief in die menschliche Lunge eintreten.

Foto: AFP/TINA FASSBENDER

Wien – Das Verbrennen fossiler Energieträger könnte deutlich größere Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben als bisher angenommen. Ungefähr einer von fünf Todesfällen weltweit steht im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung durch fossile Brennstoffe. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher in einer aktuellen Studie, die von der Harvard University und mehreren britischen Hochschulen veröffentlicht wurde.

Demnach starben im Jahr 2018 weltweit mehr als acht Millionen Menschen infolge von Erkrankungen, die auf winzige Feinstaubpartikel zurückzuführen sind, die bei der Verbrennung von Kohle, Diesel und Co entstehen.

Laut den Studienautoren gibt es starke regionale Unterschiede: Demnach sind die Folgen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit in China am höchsten; hier gehen die Autoren von 3,9 Millionen frühzeitigen Todesfällen aus, die auf Mikropartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer zurückzuführen sind. An zweiter Stelle liegt Indien mit 2,5 Millionen Todesfällen.

Bild nicht mehr verfügbar.

In China sind die Folgen der Luftverschmutzung besonders schwerwiegend.
Foto: Reuters

"Bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen feine, mit Giftstoffen beladene Partikel, die klein genug sind, um tief in die Lunge einzudringen", erklärt Co-Studienautorin Eloise Marais vom University College London auf der Homepage der Hochschule.

Frühere Untersuchungen zu dem Thema haben eine deutlich niedrigere Mortalitätsrate errechnet. Das liegt nach Angabe der Autoren daran, dass bei vorangegangenen Studien in erster Linie auf Satellitendaten zurückgegriffen wurde. Für die aktuelle Studie wurde der gesamte Globus in kleinere "Boxen" unterteilt, um dem Niveau der Luftverschmutzung jeweils lokaler nachgehen zu können.

Plausible Ergebnisse

Die Zahlen seien nicht überraschend, kommentiert der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Med-Uni Wien die Ergebnisse, die er für plausibel hält. "Es erstaunt mich überhaupt nicht", sagt Hutter zum STANDARD. Winzige Partikel, die bei der fossilen Verbrennung entstehen, würden in erster Linie Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördern. Das Problem wurde aus Sicht des Mediziners viel zu lange beiseitegeschoben.

Eine Reduktion der Luftverschmutzung sei dringend notwendig, sagt Hutter: "Weil jedes Mikrogramm weniger zählt." So würde eine Reduktion der Feinstaubbelastung zu einer deutlich höheren Lebenserwartung führen, erklärt der Mediziner anhand einer in Österreich vor einigen Jahren durchgeführten Studie. Auch in Österreich sterben viele Menschen frühzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung. Die Feinstaubbelastung führt hierzulande laut der EU-Umweltagentur jährlich zu mehr als 6000 frühzeitigen Todesfällen. In der gesamten Union liegt der Wert bei mehr als 400.000 Menschen.

Die Schlussfolgerung der aktuellen Studie ist für deren Autorin Marais eindeutig: "Wir können nicht weiter guten Gewissens auf fossile Brennstoffe setzen, wenn wir wissen, dass sie so schwerwiegende Folgen auf die Gesundheit haben und es umsetzbare, sauberere Alternativen gibt." (lauf, 11.2.2021)