Das Bundesheer wehrt sich gegen die jüngsten Homophobie-Vorwürfe.

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Wien – Die aktuelle Debatte über Homophobie im heimischen Bundesheer reißt nicht ab. Das liegt auch daran, wie die Landesverteidigung mit der jüngsten Causa in ihren Reihen umgeht – aber auch mit der Diskussion, die darauf folgte. Der grüne Abgeordnete David Stögmüller ist empört darüber, dass das Heer "das Problem nicht nur verneint, sondern es gleichsetzt mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs".

Was ist passiert? Ende Jänner gelangten Videos von einer Party junger Soldaten in einer Kaserne in Güssing an die Öffentlichkeit. Auf diesen waren mitunter sexuelle Handlungen zwischen Männern zu sehen. Das nannte der Bundesheersprecher Michael Bauer "das Widerlichste, was ich in meiner 35-jährigen Dienstzeit beim Bundesheer sehen musste". Kurz darauf wurde bekannt, dass einer der beteiligten Männer tot aufgefunden wurde. Er könnte durch Suizid gestorben sein.

Eine fragliche Verquickung

DER STANDARD machte das Thema Homophobie im Bundesheer zum Thema. Der Vizeleutnant Charles Falak-Eismayer sprach über den schweren Weg, sich zu outen, und über sein langes Doppelleben im Bundesheer. Die Reaktionen des Heeres auf die Party in Güssing seien bis zu einem gewissen Grad auf Homophobie zurückzuführen, meinte Falak-Eismayer.

Sprecher Bauer wies den Vorwurf der Homophobie zurück. Er steht zu seiner Aussage. Von struktureller Diskriminierung im Heer wollte er nichts wissen. Und fügte an: "Es gibt schon Fälle, wo Menschen homosexuell sind und andere zu Handlungen zwingen. Dann wird es ein Thema."

"Was ist das für ein unglaubliches Statement?", twitterte der Neos-Abgeordnete Yannick Shetty folglich. "Der Sprecher des Bundesheeres hält Homophobie im Bundesheer für nicht vorhanden und meint übrigens: Homosexualität sei im Bundesheer überhaupt zur im Zusammenhang mit Missbrauch Thema. WTF?"

Mensch und Leistung

Sexuelle Belästigung, sexueller Missbrauch und Homophobie sind laut dem Grünen Stögmüller gänzlich unterschiedliche Problemfelder, die alle gerade im Bundesheer brodeln. "Es braucht eine Strategie zum richtigen Umgang in solchen Situationen und auch konkrete Maßnahmen und Grenzen, die auch durchgesetzt werden", sagt Stögmüller. Auch der Vorsitzende der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo, Mario Lindner, meint, dass es einen umfassenden Plan braucht, "um gegen Homophobie beim Bundesheer vorzugehen".

Bundesheersprecher Bauer entgegnet den Reaktionen auf seine Aussage, dass es seit Mai 2020 eine Gleichstellungsrichtlinie im Bundesheer gibt. "Das Bundesheer macht keinen Unterschied in der Behandlung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter; egal welcher Sozialkategorie Menschen angehören", erklärt er. "Im Bundesheer zählt weder das Geschlecht noch die politische, religiöse oder sexuelle Zuordnung. Es zählt ausschließlich der Mensch und seine Leistung." (jan, 11.2.2021)