Der Konsum schwächelt.

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Die Zeiten, in denen Österreich in internationalen Rankings zu Wachstum und Beschäftigung immer irgendwo ganz vorne gesucht werden musste, sind vorbei. So war das im vergangenen Jahr, Österreich hatte zuletzt zu Jahresende extrem schwache Wirtschaftszahlen. So dürfte es aber auch 2021 werden, zumindest wenn die neuesten Prognosen der EU-Kommission richtig liegen.

Die Kommission hat am Donnerstag ihre mit Spannung erwartete Winterprognose präsentiert. Demnach wird Österreichs Wirtschaftsleistung (BIP) heuer nach dem Absturz im vergangenen Jahr immerhin wieder zulegen, aber nur um zwei Prozent. Unter den 27 EU-Ländern wird das Wachstum nur in einem noch magerer ausfallen, nämlich den Niederlanden (1,8 Prozent).

Für die gesamte EU erwartet die Kommission ein Plus von 3,8 Prozent, für Deutschland sind es 3,2, für Italien 3,4 Prozent – auch für Griechenland wird ein Plus von deutlich über drei Prozent erwartet.

Damit hat die Kommission ihre Prognose aus dem Herbst, wo für Österreich noch ein Wachstum von vier Prozent erwartet wurde, halbiert.

Suche nach Ursachen

Zu den Gründen für den tiefen Absturz und die schleppende Erholung in Österreich verweist die Kommission auf den Lockdown, der schon im November begonnen hat und bis in den Februar hinein gedauert hat. Das führt in den ersten drei Monaten zu einem besonders harten wirtschaftlichen Absturz, der dann nicht mehr ausreichend kompensiert werden kann.

Auch der Tourismuseinbruch wird erwähnt. Wobei hier interessant ist: Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Übernachtungen in Österreich laut Kommission um 39 Prozent eingebrochen. Das ist im Vergleich mit den übrigen EU-Ländern sogar ein guter Wert, in Griechenland, Irland und Spanien waren es sogar minus 70 Prozent, in vielen anderen Staaten minus 50 oder gar 60.

Ein weiterer negativer Faktor ist der Konsum, der sich im europäischen Vergleich schlecht entwickelt hat.

Erst ab dem Herbst rechnet die Kommission mit einer Beschleunigung des heimischen Wachstums – was sich dann 2022 bemerkbar machen soll. Hier wird für Österreich ein Wachstum von fünf Prozent vorhergesagt, was dann deutlich über dem EU-Schnitt liegen sollte.

Damit wird klar, dass der starke Einbruch der heimischen Wirtschaft Ende 2020, der weit über dem EU-Durchschnitt lag, kein Einmalereignis war. Zuletzt hatte der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Christoph Badelt, versucht zu argumentieren, dass Österreich deshalb so angeschlagen in der Statistik dagestanden sei, weil das dritte Quartal 2020 sehr stark war, sich hier also ein statistischer Effekt bemerkbar mache.

Nicht nur eine Erklärung

Inzwischen gibt es eine Reihe von Erklärungen dafür, warum die heimische Wirtschaft unter Corona so leidet. Als Konsens zeichnet sich ab, dass der Tourismus ein Faktor ist, aber bei weitem nicht alles erklärt.

So ist der Anteil der stillstehenden Kultur- und Freizeitindustrie in Österreich sehr hoch. Die Lockdowns waren insgesamt deutlich länger als etwa in Deutschland und der Schweiz. Ökonomen sehen auch eine Mitverantwortung der Auf-zu-auf-zu-Politik der Regierung. Diskutiert wird zudem darüber, ob die Hilfen immer die richtigen Anreize gegeben haben. (András Szigetvari, 11.2.2020)