Proteste gegen die Militärjunta in Bagan, die Teilnehmenden tragen ihre traditionelle Kleidung.

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In der größten Stadt Yangon demonstrierten Menschen vor der chinesischen Botschaft.

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Naypyidaw – Das Militär in Myanmar hat am späten Mittwochabend weitere Mitglieder der entmachteten Regierung von Aung San Suu Kyi festgenommen. Mindestens sechs hochrangige Politiker, darunter ein enger Berater der 75-Jährigen, seien festgesetzt worden, berichtete die Zeitung "The Irrawaddy" am Donnerstag. Mitglieder von Suu Kyis Nationaler Liga für Demokratie (NLD) hätten zuvor offen ihre Unterstützung für die landesweiten Proteste gegen den Putsch gezeigt.

Das Militär hatte sich in der Nacht zum 1. Februar zurück an die Macht geputscht und die frühere Freiheitsikone Suu Kyi sowie zahlreiche weitere Politiker in Gewahrsam genommen. Die Junta hat einen einjährigen Ausnahmezustand verhängt und ein neues Kabinett ernannt. Als offiziellen Grund gab die Armee Wahlbetrug bei der Parlamentswahl vom November an, die die NLD klar gewonnen hatte.

Proteste gehen weiter

Die Demonstrationen gingen auch am Donnerstag weiter. Eine größere Kundgebung gab es vor der chinesischen Botschaft in Yangon. Die Teilnehmer warfen der Führung in Peking vor, die Junta zu unterstützen. "Die Welt steht hinter uns, aber China steht hinter dem Militärregime", war auf einem Plakat zu lesen.

In der nördlichen Stadt Mandalay gingen bunt gekleidete Künstler auf die Straße, um die Wiedereinsetzung der zivilen Regierung zu fordern. Auch Bankangestellte und Mitarbeiter der Bahn nahmen an Demos teil. Zudem schlossen sich Berichten in sozialen Netzwerken zufolge zahlreiche Mitglieder ethnischer Minderheiten in dem Vielvölkerstaat den Protesten an. Zunächst blieb es friedlich. Am Dienstag hatte die Polizei mit Wasserwerfern und Gummigeschoßen versucht, Demonstranten auseinanderzutreiben. Dabei wurde auch scharf geschossen, eine junge Frau ist in kritischem Zustand.

Forderungen nach Sanktionen werden lauter

Unterdessen werden Forderungen an die deutsche Regierung lauter, dem Beispiel der USA zu folgen und Sanktionen gegen das Regime in dem südostasiatischen Land zu verhängen. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) appellierte an den deutschen Außenminister Heiko Maas, die demokratischen Kräfte in Myanmar "mit allen verfügbaren Mitteln" zu unterstützen. Dazu müsse er dem Beispiel von US-Präsident Joe Biden folgen und Sanktionen ins Spiel bringen – auch auf europäischer Ebene.

Biden hatte am Mittwoch Strafmaßnahmen angekündigt, darunter auch gegen Familienmitglieder der Militärs und gegen Unternehmen, die mit der Armee verbunden sind. "Das Militär muss die Macht, die es an sich gerissen hat, abgeben", sagte er im Weißen Haus. (APA, 11.2.2021)