Gut-Behrami kam, sah und siegte.

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Tamara Tippler ist beste Österreicherin.

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Lara Gut-Behrami hat bei der 46. Alpinski-WM wie erwartet die erste Goldmedaille geholt. Die Topfavoritin aus der Schweiz gewann am Donnerstag in Cortina d'Ampezzo den wetterbedingt um mehrere Tage verschobenen Super-G bei Prachtwetter 0,34 Sekunden vor Landsfrau Corinne Suter sowie 0,47 vor US-Titelverteidigerin Mikaela Shiffrin. Für die ÖSV-Damen setzte es zu WM-Beginn eine herbe Niederlage, Tamara Tippler landete als beste nur auf Platz sieben.

Goldfahrt..
FIS Alpine

Dass es beim verspäteten WM-Start keine Auftaktmedaille für Österreich geben würde, war trotz erstmals gutem Wetter früh klar. Die seit Wochen in starker Form fahrende Tippler ging unter der Tofana schon mit Startnummer drei ins Rennen, wurde aber sofort von Shiffrin und Suter sowie kurz später auch von Gut-Behrami "überholt". Letztlich musste sich die größte rot-weiß-rote Medaillenhoffnung mit Rang sieben begnügen, vom Podest trennten die 29-jährige Steirerin vier Zehntel.

Enttäuschung

In Abwesenheit der Verletzten wie Nicole Schmidhofer oder Nina Ortlieb konnten danach weder WM-Debütantin Ariane Rädler (16.) noch Christine Scheyer (17.) oder Stephane Venier (20.) für Tippler einspringen. "Großteils ist es zwar eh sehr gut gelaufen. Aber im drehenden Mittelteil liegen die paar Zehntel, die mir auf den Dritten fehlen", sagte Tippler nach dem Rennen. "Wenn ich mir die Teilzeiten anschaue und wo ich dann im Ziel war, ist es umso bitterer", ergänzte die Steirerin.

Natürlich sei sie daher enttäuscht. "Ich war ja guter Dinge, hatte bisher immer schnelle Fahrten und bin heuer sehr konstant", erklärte Tippler. "Bei einer WM muss halt immer alles passen. Das Positive ist, dass ich weiß, wo die Zehntel liegen", verwies sie auf den nicht optimalen Mittelteil. Die Ski seien zwar gegangen wie die Feuerwehr. "Aber das alleine hilft nicht, ich war nur Passagier", übte sich Tippler in skifahrerischer Selbstkritik.

Sie dürfe nun nicht den Kopf in den Sand stecken, nicht zu hart zu sich sein. "Im Weltcup wäre es ja ein gutes Ergebnis gewesen. Und die Besten haben wieder gewonnen, von da her ist alles gut", so Tippler. "Man muss sich auch für andere mitfreuen, ich vergönne es der Lara." Für sie selbst gelte: "Es ist eben so, wenn man riskiert. Nur beim Bremsen passieren keine Fehler."

Ärger

Scheyer sagte: "Ich ärgere mich brutal über meine Fahrt. Ich wollte einen guten Zug am Ski, dass ist eher nach hinten los gegangen", gestand die Vorarlbergerin, "zu gerade" gefahren zu sein. Landsfrau Rädler gestand: "Ich wollte richtig gut Skifahren, habe mir vorgenommen, dass ich der Chef bin über die Ski. Vielleicht wollte ich einfach dann zu viel. Genau im Mittelteil, der mir gut liegt, hab ich es dann eigentlich verhaut."

Bei der Fahrt von Venier hatte zusätzlich eine Wolke den Himmel verdunkelt und die Sicht erschwert. "Startnummer 20 war okay, meine Fahrt war auch nicht schlecht. Aber dass dann mittendrin einer die Sonne ausmacht, damit habe ich nicht gerechnet", bedauerte die Tirolerin, die eine höchst durchwachsene Saison fährt. "Es war echt finster. Wenn's nicht läuft, läuft es halt einfach nicht."

ÖSV-Damenchef Christian Mitter nahm die klare Niederlage nüchtern auf. "Das war natürlich nicht gut. Man kann ihnen aber eigentlich nichts vorwerfen. Sie haben es alle wirklich probiert", so der Coach. Sowohl skifahrerisch als auch taktisch sei aber nicht alles optimal gelaufen. "Sie waren zu gerade, diese Super-Gs haben wir in letzter Zeit nicht gehabt. Da ist man eher bestraft worden, wenn man zu lasch an das Ganze herangegangen ist." Viele Läuferinnen hätten aber ebenfalls Probleme gehabt. "Sogar die Lara hat, glaube ich, im Ziel nicht geglaubt, dass sie das gewinnt. Es war ein schwieriger Super-G, da waren wir heute nicht unter den Besten dabei."

Bestätigt

Topfavoritin Gut-Behrami gelang hingegen erneut ein sehr gutes Rennen. Die Schweizerin, die zuvor im Weltcup vier Mal in Folge gewonnen hatte, holte sich mit 29 Jahren und dem fünften SG-Sieg in Folge endlich auch ihr erstes WM-Gold. Die vor ihr letzte Super-G-Weltmeisterin aus der Schweiz war 1987 Maria Walliser gewesen, auch damals gab es dank Platz zwei für Michela Figini einen Doppelsieg für die Eidgenossinnen. Suter hatte Silber vor allem einer fantastischen Fahrt im Schlussteil zu verdanken.

Natürlich habe sie den Druck eines "Pflichtsieges" gespürt, gestand Gut-Behrami nach ihrem ersten Goldlauf. "Ich war nervös. Aber ich bin trotzdem heute nicht wie in der Vergangenheit gefahren, um Gold zu gewinnen. Sondern um zu zeigen, was ich kann", beteuerte die Schweizerin. "Es ist ja nicht so, dass eine Karriere nichts wert ist, nur weil man kein Gold gewonnen hat. Heute habe ich erstmals gewusst, dass sich mein Leben nicht ändert, egal ob ich Gold gewinne oder nicht."

Geschlagen

Wie die ÖSV-Damen schwer geschlagen wurden auch die Italienerinnen, obwohl ihr Coach den drehenden Super-G gesetzt hatte. Ohne die verletzte Sofia Goggia war aber auf der Olympia delle Tofane trotzdem nichts zu holen, Beste war am Ende Federica Brignone als Zehnte vor RTL-Spezialistin Marta Bassino. "Blech" ging an Ester Ledecka, die Tschechin ließ ihre Medaillenchance bereits mit einem frühen Verschneider nach dem Tofana-Schuss liegen. Fünfte wurde die Norwegerin Kajsa Vickhoff Lie.

Gut-Behrami das Gold am ehesten streitig machen können hätte Shiffrin. Obwohl sie ein Jahr keinen Super-G bestritten hat, war die US-Titelverteidigerin extrem schnell unterwegs, ehe ihr im Schlussteil ein so grober Patzer passierte, dass sie dabei acht Zehntel auf die Schweizerin verlor. "Nochmals Gold zu gewinnen wäre magisch gewesen. Aber ich war bei dem Fehler so weit weg von der Ideallinie, dass ich dachte, ich bin ein Streckenarbeiter", scherzte Shiffrin. "Natürlich bin ich enttäuscht. Zu 98 Prozent habe ich meinen Plan gut umgesetzt", sagte die Amerikanerin. (APA, 11.2.2021)