Der Bürgermeister von Biccari scheint vom eigenen Erfolg überwältigt zu sein. Kurz nachdem CNN von einer Initiative des idyllischen Dorfes in Apulien berichtet hatte, seien über 7.000 E-Mails (Stand Donnerstag) im Gemeindeamt eingetroffen. Aus den USA, England, Belgien, Holland und Südamerika haben sich Interessenten gemeldet, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa.

Malerisch: Biccari.

Was war geschehen? Wie viele andere italienische Ortschaften kämpft auch Biccari mit Abwanderung. Lebten 1950 noch gut 6.000 Menschen in dem Ort in der Provinz Foggia, sind es heute nur noch 2.600, wie es bei Travelbook heißt, wo man sich auf offizielle Zahlen des italienischen Statistikamts beruft. Vorwiegend jüngere Bewohner zieht es in die Städte oder ins Ausland, wo sie auf ein besseres Leben hoffen.

Häuser im historischen Zentrum

Die Folge: Immer mehr Häuser stehen leer, werden nicht mehr gepflegt, verfallen, Biccari droht seinen Charakter zu verlieren. Dem wollte die Gemeinde gegensteuern. "Wir wollen versuchen, die charakteristischen Häuser unseres historischen Zentrums, die aus verschiedenen Gründen leerstehen oder von ihren Besitzern aufgegeben wurden, in Szene zu setzen", sagt Mignogna zu Ansa. Die Lösung: Leerstehende Häuser werden zu einem Spottpreis angeboten. Schon ab einem Euro kann man eines erwerben. Damit folgt Biccari dem Beispiel zahlreicher anderer italienischer Gemeinden, die mit diesem Modell schon Erfolg hatten.

Die Gemeinde bietet auch renovierte Häuser für einen Maximalpreis von 15.000 Euro an.
Foto: iStock / Getty Images/milla1974

Wer sich allerdings ein Ein-Euro-Haus kauft, muss damit rechnen, dass er noch eine ordentliche Summe in dessen Renovierung stecken muss – das ist Part of the Deal, wie es so schön heißt. Um aber auch jenen eine Rutsche zu legen, die sich das nicht antun möchten, bietet Biccari fertig renovierte Häuser für maximal 15.000 Euro an. Immer noch ein guter Preis für ein Haus in einer schönen Ecke Italiens, zumal sich die Häuser im historischen Zentrum des Städtchens befinden.

"Wir glauben, dass dies eine gute Gelegenheit ist, neue Menschen anzusprechen und Wirtschaftskreisläufe in der Gegend in Gang zu setzen", erklärt Mignogna. Laut dem Bürgermeister werden potenzielle Käufer aus dem Ausland von der Möglichkeit angezogen, Zeit in einem kleinen italienischen Dorf zu verbringen, die Lebensqualität, das gute Essen und auch die "Langsamkeit" zu genießen, die Teil des Lebensstils kleinerer italienischer Städte ist. Die hohen Wellen, die das Projekt international schlägt, sind auch darauf zurückzuführen, dass man es direkt in den USA, aber auch in Südamerika publik gemacht hat. (max, 12.2.2021)

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