Die Rechenprozesse hinter dem Erstellen von Bitcoins werden immer komplexer. Die Hardware wird teurer, der Energieverbrauch steigt.

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Der Kurs von Bitcoin eilt von einem Allzeithoch zum nächsten. So war ein Bitcoin am Freitagnachmittag knapp 48.000 Dollar wert und bewegte sich somit zügigen Schrittes auf die 50.000 Dollar zu – innerhalb eines Jahres bedeutet das somit ein Plus von rund 360 Prozent.

Während Marktbeobachter debattieren, ob es sich dabei um eine nachhaltige Entwicklung oder um eine Spekulationsblase handelt, wird auch an anderer Stelle ein Wachstum verzeichnet: dem sogenannten "Mining".

Denn bei Bitcoin handelt es sich um ein dezentrales System, bei dem nicht eine Institution ein wachendes Auge auf das Geschehen hat, sondern zahlreiche global verteilte Rechner. Sie überprüfen anhand komplexer Rechenleistungen, ob eine Bitcoin-Transaktion korrekt verlaufen ist. Ist eine solche Rechenleistung erfolgreich, so erhält der Rechner als Belohnung einen Bitcoin. Da dieser Prozess ein wenig mit dem Schürfen von Gold verglichen werden kann, bezeichnet man ihn in der Szene als "Mining" und die Besitzer der Rechner als "Miner".

Massiver Verbrauch

Das Problem bei diesem Konzept: Die Rechenprozesse werden immer komplexer, wodurch die dafür benötigte Hardware immer teurer und der Energieverbrauch immer größer wird. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel hat das in der Vergangenheit regelmäßig für Kritik gesorgt.

Forscher des Zentrums für alternative Finanzsysteme der Universität Cambridge versuchen, den konkreten Energieverbrauch durch Bitcoins zu beziffern – und mit jenem ganzer Länder zu vergleichen. Ihre Ergebnisse listen sie in einem Online-Tool auf, das beeindruckende Vergleiche ermöglicht: So fressen Bitcoins mittlerweile (Stand: Freitagvormittag) jährlich 123,99 Terawattstunden (TWh) Strom für derartige Transaktionen.

Im Vergleich dazu verbraucht der Staat Österreich im Jahr 66,8 Terawattstunden. Somit verbraucht die Kryptowährung mittlerweile fast doppelt so viel Strom wie ganz Österreich. Zum Vergleich: Im Sommer 2019 hatte Bitcoin Österreich gerade überholt. Mittlerweile nähert sich der Verbrauch Ländern wie Norwegen (rund 124 TWh) und Argentinien (125 TWh) und hat die Vereinigten Arabischen Emirate (119 TWh) überholt. Und eine Besserung der Problematik ist nicht in Sicht, da die Wurzel in der Funktionsweise von Bitcoin liegt: Je wertvoller die Kryptowährung, desto lukrativer ist das Minen und desto größer der Andrang der Miner.

Eine Frage des Systems

Aus Umweltschutzperspektive kritisiert Autor David Gerard gegenüber der BBC, dass Bitcoins ineffizient seien. "Es ist schlecht, dass all dieser Strom in einer buchstäblichen Lotterie verschwendet wird", sagt er. Denn im Rahmen des sogenannten "Proof of Work"-Konzepts wird nur jener eine Miner mit dem Bitcoin belohnt, der den Nachweis über eine gewisse Rechenleistung erbringen kann.

Eine Alternative dazu wäre das sogenannte "Proof of Stake"-Konzept, bei dem die Belohnung an einen Miner nach einer gewichteten Zufallsauswahl vergeben wird. Das würde den Zeit- und Energieaufwand reduzieren, brächte aber zugleich neue organisatorische Herausforderungen mit sich.

Im Gespräch mit dem STANDARD relativiert schließlich Alfred Taudes, wissenschaftlicher Leiter des Forschungsinstituts für Kryptoökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien, die Studien zum Stromverbrauch im Mining. Denn auch die herkömmliche Bankeninfrastruktur verbrauche viel Strom, sagt er: Hinterfragen müsse man in diesem Kontext, aus welchen Energiequellen der Strom jeweils kommt. (muz/stm, 12.2.2021)