Das Einfamilienhaus ist der Wohntraum vieler Österreicher.

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Gerade noch haben sie neidisch hergeschaut aus ihren kleinen Stadtwohnungen ohne Balkon auf das, zugegeben, feine Haus im Grünen, mit dem SUV und dem Kleinwagen vor der Tür. Im Lockdown hätten sie auch gerne einen Garten gehabt – eh keine Ahnung, wie viel Arbeit der und ein Haus machen. Ein paar Quadratmeter mehr wollten sie, damit sie im Homeoffice nicht übereinand am klappbaren Kuchltisch sitzen müssen. Und jetzt, kaum haben sie sich ein bisserl an den Lockdown gewöhnt, pecken sie schon her, die Städter, auf die im Grünen.

Neidgesellschaft

Aber das ist eh schon Programm. Erst das Auto. SUV sowieso böse. Aber auf dem Land ist man ohne Auto halt aufgeschmissen. Und he, mit den Öffis in die Arbeit? Da braucht man locker einmal doppelt so lange wie mit dem Auto. Dann ist einem Kapazunder das Parkpickerl eingefallen. Am Wochenende wollen sie aber schon kommod und gratis bei uns heraußen ihre heruntergekommene Rostlaube abstellen, wenn sie eine Runde hatschn gehen. Alles gratis. Während die Citymaut auch schon Thema war. Pendlerpauschale wollen s' streichen, de Sierichen.

Und wie der Erste gehört hat, dass die Keuschn gar nicht teuer, sondern frei war, nachdem die Oma – Gott hab sie selig ... Auf einmal war er für die Erbschaftssteuer. Das dicke Ende kommt aber jetzt. So ein Gstudierter ist draufgekommen, dass Einfamilienhäuser schlecht für die Umwelt seien, und schon palavern die Gscheiten und Grünen darüber, wie man sie verbieten kann. JA, SUNST NO WAS?

Aus ökologischer Sicht

Andererseits: Gerade Bewohner des Speckgürtels haben einen ganz schlechten ökologischen Fußabdruck. Ihr Kohlendioxid-Ausstoß ist doppelt so hoch wie der eines Städters in einem Mehrparteienhaus. Da spielen der SUV zum Pendeln wie auch für kurze Wege rein, das Mehr an Wohnfläche, das dezentral geheizt wird – wie überhaupt der höhere Ressourcenverbrauch. Bodenversiegelung hat da noch gar keiner gesagt.

Aus ökologischer Sicht ist das Ideal die kleine Stadtwohnung. Die Wege sind kurz, die Wohneinheiten heizen sich gegenseitig auf, Öffis statt Privat-Pkw. Das kann man an einer Hand zusammenzählen. Dabei sind 70 Quadratmeter für zwei Personen schon großzügig bemessen. Enthusiasten leben auf der gleichen Fläche mit einer vierköpfige Familie. Obwohl, wenn wir schon so streng sind, dann muss man auch den verheerenden Einfluss von Kindern und/oder Haustieren auf die Umwelt berücksichtigen. Aber das sagt man lieber nicht laut, wenn man keine Siebenmeilenstiefel anhat.

Schlumpfhausen

Keinkindpolitik und Gadsenverbot wurden hierzulande noch nicht ventiliert, fürs Gackerl gibt es eh schon wissn, aber es gibt Gemeinden, die versuchen, die Zersiedelung zu bremsen, indem sie immer weniger Bauland erschließen. Denn de facto gibt es bereits genug Häuser in Österreich – es braucht nicht jede Gemeinde am Ortsrand ihr eigenes Schlumpfhausen aus sich gleichenden Fertighäusern. Gebaut werden Einfamilienhäuser dennoch, als gäbe es kein Morgen. Im Schnitt 1,74 jede Stunde, fand Kollege Maik Novotny hier heraus. Aus Sicht des Umweltschutzes sind das eindeutig zu viele.

Am problematischsten sind dabei vor allem jene im wachsenden Speckgürtel – Niedrigenergie- hin, Passivhaus her. Noch schlimmer sind eigentlich nur Zweitwohnsitzhäuser und bewohnbare Leerstände. Das sehen viele Städter, die schon jetzt in kleinen Wohnungen leben, ein. Aber auch Einfamilienhausbesitzer auf dem Land. Zumindest wenn für die Kinder schon vorgesorgt ist. Denn man will ja unter sich bleiben.

Welche Meinung haben Sie?

Doch wie sehen Sie das? Ist das Einfamilienhaus Ihr absoluter Wohntraum? Und soll die Errichtung von neuen Einfamilien- und Doppelhäusern im Speckgürtel verboten werden? Wie stehen Sie zur Forderung des Verkehrsclubs Österreich, die Errichtung neuer Wohnbauten nur mehr dort zu genehmigen, wo es auch einen Anschluss zu öffentlichen Verkehrsmitteln gibt? Haben Sie vor, demnächst zu bauen? Haben Sie je darüber nachgedacht, ihren Zweitwohnsitz auf dem Land aus Umweltschutzgründen aufzugeben? Oder ist der schon für die Kinder reserviert? (Guido Gluschitsch, 15.2.2021)