Wie der künftige Mix aus Homeoffice und Büro aussehen wird, ist noch unklar.

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Homeoffice ist in Österreich nicht zur gesetzlichen Pflicht geworden, es gibt keinen Rechtsanspruch. Arbeiten von zu Hause aus ist der betrieblichen Vereinbarung überlassen. Das entspricht auch dem Wunsch beider Seiten, dem der Arbeitnehmer und dem der Arbeitgeber, wonach eine Mischung aus Büro und Zuhause die Zukunft der Arbeitsorte – ungeachtet pandemischer Notwendigkeiten – sein soll. Zwei Tage Büro, drei Tage Homeoffice, das ist laut Umfragen die beliebteste Variante.

Bis 2023 soll eine Regelung mit Betriebsvereinbarung inklusive Rücktrittsrechten, Zuständigkeiten bei Unfällen und steuerlicher Begünstigung anzuschaffender Betriebsmittel bis 600 Euro jährlich gelten. In der Zwischenzeit will der Arbeitsminister an einem echten Remote-Work-Gesetz arbeiten.

Oliver Suchocki, Leiter der Personalberatung bei EY, nennt als Themen für den Nachbesserungsbedarf vor allem den Datenschutz und die Flexibilisierung der Arbeitszeitgesetze. EY hat Ende 2020 rund 250 Unternehmen ab 200 Mitarbeitern zur Materie befragt. So wie in allen anderen Untersuchungen erwartet dort fast die Hälfte der Firmen, dass Homeoffice und Mobile Work bleiben werden – erwartungsgemäß für Angestellte, kaum für Arbeiter.

Präsenzkultur ade

Das ist im eher konservativ aufgestellten Österreich ein Fortschritt, ein Schritt weg von der Präsenzkultur, wonach ja nur leistet, wer im Büro sitzt (und dort überwacht werden kann). Mittlerweile glaubt laut dieser Unternehmensbefragung auch nur mehr ein Fünftel, dass die Produktivität im Homeoffice geringer ist als im Büro, fast zwei Drittel meinen, dass die Arbeitsleistung daheim genauso hoch ist wie im Büro, 16 Prozent sehen sogar mehr Output von zu Hause aus.

Es sind also alle Firmen derzeit unterwegs, um die Architektur der Arbeitsorte der Zukunft zu designen. Klar für die meisten: Ohne Büro geht es nicht. Aber wie soll das aussehen? Dass die Belegschaften im Homeoffice an sozialer Isolation krank werden, dass trotz aller Segnungen der Digitalisierung der Spirit und die Innovationskraft zwischen nur zu Hause Arbeitenden eher vergehen als erwachsen – diese Erfahrung teilen Personalverantwortliche fast aller Unternehmen, die Homeoffice in den vergangenen Monaten praktiziert haben.

Der Weg in die Arbeitszukunft ist allerdings schwierig. Wer soll was wann dürfen? Was kann als fair empfunden werden? Wer bekommt noch einen eigenen Schreibtisch, wer nur noch einen Spind inklusive Reisekoffer durch das (verkleinerte) Büro? Dass hier gewaltige Spannungen aufgebaut sind, belegt eine Umfrage der Personalberater von Hays unter mehr als 1000 Fach- und Führungskräften: Sechs von zehn Befragten nehmen spürbare Spannungen zwischen unterschiedlichen Beschäftigungsgruppen wahr. Als Hauptgrund gaben 65 Prozent der Befragten Neid an. Dieser entstehe, weil jobbedingt nicht alle Mitarbeitenden den Rahmen für ihre Tätigkeit flexibler gestalten können.

Chefs sind gefordert

Aber auch Führungskräfte haben Schwierigkeiten im Umgang mit flexiblen Arbeitszeiten (62 Prozent) und -orten (55 Prozent). Da verwundert es nicht, dass knapp drei Viertel der Befragten (72 Prozent) angeben, Führungskräfte hätten Probleme damit, Macht abzugeben.

Abgeben – gut, aber wie steht es mit dem Erlangen von Macht, alleine im Homeoffice, gestresst durch andauernde Vermischung von privat und Beruf, ausgeschlossen aus informellen Machtzirkeln und Informationen? Dass vor allem Frauen sich zurückziehen mussten aus den "corporate games", ist belegt. Firmen steuern also auch auf ein Problem in Diversitätsfragen zu, Führungsfragen und die Fragen der Leistungskontrolle stellen sich sowieso neu.

Da erscheint das Büro, von vielen vor allem in Großraumform ungeliebt, doch wieder als Sehnsuchtsort der Zusammenkunft. Ein Zurück zur alten Ordnung wird es aber wohl nicht geben. (Karin Bauer, 16.2.2021)