Nicht nur der Champagner-Empfang von Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer auf dem Opernball 2020 erregte Aufsehen.

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Wien – Die Wirtschaftskammer lässt sich bei ihren PR-Ausgaben nicht lumpen. Seit dem letzten Budget unter Ägide von Kammerpräsident Christoph Leitl (2017) stiegen die Ausgaben um 30 Prozent auf 66,6 Millionen Euro im Jahr 2021.

Das hat die Grüne Wirtschaft aus den Jahresabschlüssen und Budgets der gesetzlichen Interessenvertretung der Wirtschaft herausdestilliert. "Die Bundeskammer unter Präsident Harald Mahrer hat ihre Ausgaben innerhalb von fünf Jahren von 15,8 Millionen Euro auf 30,6 Millionen nahezu verdoppelt", rechnet die Vorsitzende der Grünen Wirtschaft, Sabine Jungwirth, vor. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) sei damit maßgeblich für den deutlichen Anstieg der Ausgaben für Öffentlichkeitsarbeit, Drucksorten, Werbung, Marketing und Mitgliederbetreuung verantwortlich.

Trotz Corona-Krise

Auffällig ist insbesondere der Anstieg gegenüber dem Corona-Jahr 2020: Mitten in der schweren Wirtschaftskrise erhöht die Bundeskammer ihre Ausgaben für Öffentlichkeit um rund zehn Millionen Euro (von 20,2 auf 30,6 Millionen Euro).

Zum Vergleich: Die PR-Ausgaben aller Landeskammern und der Bundeskammer zusammen hingegen steigen gegenüber dem Vorjahr vergleichsweise moderat, nämlich von 61,2 auf 66,6 Millionen Euro. "Weil die Landeskammern vergleichsweise sparsam sind", sagt Jungwirth. Ihnen attestiert sie "mehr Sensibilität gegenüber ihren Pflichtmitgliedern". Dabei seien in den errechneten Gesamtbeträgen die Kosten für das großzügig angelegte Data- und Mediacenter mit Fernsehstudio und Filmteam in der Zentrale in der Wiedner Hauptstraße in Wien um mindestens fünf Millionen Euro ebenso wenig berücksichtigt wie die hausinternen Personalressourcen, echauffiert sich Jungwirth. "Der Voranschlag 2021 wurde während der Krise, also im Wissen um die finanziellen Nöte der Unternehmerinnen und Unternehmer erstellt."

Von Drucksorten bis Repräsentation

Addiert aus allen Einzelbudgets aller Kammerorganisationen habe man für die Aufstellung nur die vergleichbaren Kostenpositionen wie Drucksorten, Zeitungen und Publikationen, Schaltung von Werbeträgern, Produktionsaufwand für Marketing, Bezogene Leistungen für Marketing und Mitgliederbetreuung sowie "Sonstiger Aufwand" für Mitgliederbetreuung und natürlich für Einladungen und Repräsentationen.

In der WKO weist man die Darstellung zurück. Der Titel PR-Ausgaben zu den kolportierten Zahlen sei "vollkommen falsch und irreführend", heißt es in einer Stellungnahme. Es handele sich nicht um das PR-Budget der WKÖ, sondern um unterschiedlichste Finanzpositionen, die insbesondere auch das Mitgliederservice und die Mitgliederinformation, Drucksorten, Sonstige Aufwände, Marketing und erst in weiterer Folge Kommunikationsausgaben in Zusammengang mit Öffentlichkeitsarbeit betreffen. "Bei der Öffentlichkeitsarbeit werden wir verstärkt in konsumfördernde Kampagnen für einzelne, von der Krise besonders getroffene Branchen investieren"

"Mitgliederservice immens verstärkt"

Was die Voranschläge für die Jahre 2020 und 2021 anlangt, habe die Wirtschaftskammer gerade aufgrund der Pandemie und der damit einhergehenden schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg die Mitgliederbetreuung immens verstärkt und in Hinblick auf eine umfangreiche Servicekommunikation eine Vielzahl neuer Angebote geschaffen, betont eine Sprecherin. "Damit wurden 2020 und 2021 die interessenpolitische Arbeit und die externe Kommunikation deutlich ausgedehnt und Maßnahmen wie der Corona-Infopoint, Servicehotlines oder ein Serviceumfeld für den Bereich der betrieblichen Testungen umgesetzt. "

Zudem seien Mehraufwendungen für die Schwerpunktthemen digitale Transformation und Bildung inklusive deren Digitalisierung vorgesehen. In diese Zukunftsbereiche soll verstärkt investiert werden, um für die Zeit nach der Pandemie gerüstet zu sein. (Luise Ungerboeck, 13.2.2021)