Am vergangenen Mittwoch schwenkte die chinesische Marssonde Tianwen-1 erfolgreich in eine Mars-Umlaufbahn ein. Das Manöver wurde von einer Videokamera festgehalten, die Bilder wurden von China nun veröffentlicht. Auf den am Freitag vom Staatsfernsehen CCTV präsentierten Aufnahmen ist der Mars als gelblicher, mit Kratern übersäter Himmelskörper zu sehen. Tianwen-1 hatte am Mittwoch nach siebenmonatiger Reise den Roten Planeten erreicht. Der Name der Mission lässt sich mit "Fragen an den Himmel" übersetzen und stammt von einem Gedicht eines der größten chinesischen Poeten Qu Yuan, der etwa 340 bis 278 vor Christus gelebt hat.

Orbiter, Lander, Rover

Das fünf Tonnen schwere Raumschiff besteht aus einem Orbiter, einem Landegerät und einem Gefährt von der Größe eines Golfplatzfahrzeugs. Das Projekt gilt als einer der schwierigsten Raumflüge, die China jemals unternommen hat. Mit der Mars-Mission will China nach den USA die zweite Nation werden, die erfolgreich auf dem Mars landet und auch noch einen Rover betreibt.

Blick aus dem Orbit auf den kraterübersäten Marsboden.
Foto: CNSA

Riskante Landung

Die Landung am Mars gilt als besonders riskant. Von 18 Landeversuchen waren bisher nur 10 erfolgreich – allein neun durch die USA. Russland gelang zwar 1971 eine Landung, aber der Kontakt brach 20 Sekunden nach dem Aufsetzen ab. Die Chancen liegen laut Experten gerade einmal bei 50 Prozent. Die Landung gilt in Nasa-Kreisen als die "sieben Minuten des Terrors". Das Landegerät muss seine Geschwindigkeit von 20.000 Kilometer pro Stunde praktisch komplett abbremsen. Da der Mars eine Atmosphäre besitzt, ist ein Hitzeschild notwendig.

Das chinesische Landegerät soll im Mai oder Juni aufsetzen. Dabei soll der Lander mit Hilfe des Fallschirms und der Raketendüsen auch etwa 100 Meter über der Oberfläche schweben, zunächst den besten Landeort auskundschaften und dafür seine Position anpassen. Der solarbetriebene 240 Kilogramm schwere Rover an Bord soll die Oberfläche etwas mehr als drei Monate erforschen. Er ist doppelt so schwer wie Chinas Mond-Rover Yutu, aber nur ein Viertel des amerikanischen Gefährts Perseverance, das die Größe eines Kleinwagens hat und als das bisher fortschrittlichste weltweit gilt.

Die Tianwen-1 besteht aus einem Orbiter, einer Landeeinheit und dem Rover.
Grafik: AFP

Kontakt zur Erde

Chinas Rover hat ein Radargerät an Bord, das unter der Oberfläche nach möglichen Spuren von Wasser und mikrobiologischen Kulturen suchen kann. Auch soll es Magnetfeld und Atmosphäre erforschen. Von den acht Planeten in unserem Sonnensystem ist der Mars der Erde am ähnlichsten. Die Daten werden aus einer Entfernung von bis zu 400 Millionen Kilometer zur Erde gefunkt. Der Orbiter hilft bei der Kommunikation. In Miyuan vor den Toren Pekings wurde eine 70 Meter große Antennenschüssel ausgebaut, um die Signale zu empfangen. Auch in Kunming in Südwestchina gibt es eine.

China hatte 2011 schon mit Hilfe einer russischen Rakete eine Mars-Mission versucht. Das Vorhaben scheiterte aber kurz nach dem Start, als die Rakete mit dem Orbiter Yinghuo-1 zur Erde zurückfiel. (red, APA, 12.2.2021)