Demonstranten fordern vor der britischen Botschaft in Brüssel die Freilassung Assanges.

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Die US-Regierung hat Berufung gegen ein britisches Justizurteil eingelegt, das die Auslieferung des Wikileaks-Gründers Julian Assange an die USA verhindert. "Ja, wir haben Berufung eingelegt und verfolgen weiter eine Auslieferung", sagte ein Sprecher des US-Justizministeriums der Nachrichtenagentur AFP am Freitag.

Die Ankündigung macht die Haltung des neuen US-Präsidenten Joe Biden zu dem Strafverfahren gegen Assange deutlich. 24 Organisationen, darunter Amnesty International und Reporter ohne Grenzen, hatten Biden zuletzt aufgefordert, den umstrittenen Fall gerichtlich nicht weiterzuverfolgen.

Es gehöre zu den Aufgaben von Journalisten, mit geheimen Quellen zu sprechen und Informationen zu veröffentlichen, die von Regierungen geheim gehalten werden, erklärten die Organisationen. "Unserer Ansicht nach könnte ein Präzedenzurteil in diesem Fall diese üblichen journalistischen Praktiken wirkungsvoll kriminalisieren."

Organisationen wie Amnesty International oder Reporter ohne Grenzen fordern Assanges Freilassung.

Keine Auslieferung wegen Suizidgefahr

Die USA wollen Assange unter dem Vorwurf der Spionage und des Geheimnisverrats vor Gericht stellen. Eine Auslieferung hat die britische Richterin Vanessa Baraitser im Jänner jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass dem Australier in den USA "verschiedene strikte Haftbedingungen" drohten, die darauf angelegt seien, "physischen Kontakt" zu verhindern. Bei Assange seien bereits eine klinische Depression und "andauernde Suizidgedanken" diagnostiziert worden.

Die US-Justiz wirft Assange den Diebstahl und die Veröffentlichung geheimen Materials zu US-Militäreinsätzen vor – in vielen Fällen dokumentierten diese Kriegsverbrechen vonseiten der USA. Der 49-jährige Assange sitzt seit mehr als eineinhalb Jahren in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis. Sein Freiheitsentzug dauert aber schon weitaus länger: 2012 flüchtete er nach nachweislich manipulierten Vergewaltigungsvorwürfen in die ecuadorianische Botschaft in London. (APA, red, 12.2.2021)