In den letzten Monaten konnten Fiona und Caro sich trotz der Pandemie regelmäßig treffen. "Wenn wir auch ständig neue Verordnungen studieren und mit Grenzbeamten diskutieren mussten", erzählt Fiona.

Foto: Fiona Privat

"Am schlimmsten ist die Ungewissheit", sind sich Fiona und ihre Verlobte Caro einig. "Das war auch im Frühling so. Damals waren es dann am Ende sechs Wochen, die wir uns nicht sehen konnten." Dass es diesmal nicht ganz so lange dauert, bis sie einander wieder in die Arme schließen können, hoffen beide. Trotzdem heißt es Samstagabend erst einmal auf unbestimmte Zeit Abschied nehmen. Denn das Paar führt eine Fernbeziehung zwischen Ingolstadt und Innsbruck – also zwischen Deutschland und dem neuerdings als Mutationsgebiet geltenden Tirol.

Konkret bedeutet das, dass ab Sonntag – ironischerweise dem Valentinstag – nur noch deutsche Staatsbürger, in Deutschland wohnende Menschen mit Aufenthaltsrecht sowie landwirtschaftliche Saisonarbeiter und Pflegekräfte die Grenze überqueren dürfen. So will die deutsche Politik verhindern, dass das die in Tirol verbreitete südafrikanische Virusmutation "eingeschleppt" wird.

Die Krux mit der Quarantäne

Die Verordnung kommt für binationale Paare einer Hiobsbotschaft gleich: Auch Fiona und Caro können sich durch die neuen Bestimmungen nicht mehr sehen. "Caro dürfte zwar zu mir nach Tirol kommen, allerdings braucht sie für die Rückreise ein negatives Corona-Testergebnis und muss dann trotzdem noch zehn Tage Quarantäne einhalten", erklärt Fiona. Da ihre Partnerin im Einzelhandel arbeitet, ist das ausgeschlossen. Das selbe gilt für die 28jährige gebürtige Deutsche selbst. Sie dürfte dadurch zwar einreisen, müsste dann aber ebenfalls in Selbstisolation. "Für Berufstätige ist die vorgeschriebene Quarantäne ein riesiges Hindernis – ich müsste faktisch zwei Wochen Urlaub nehmen, um meine Freundin besuchen zu können", sagt Fiona.

Und mit dieser Option ist das Paar noch besser dran, als alle Tirolerinnen und Tiroler mit einem Partner in Deutschland. Wer nicht verheiratet oder in einer eingetragenen Partnerschaft ist oder gemeinsame Kinder hat darf gar nicht erst nach Deutschland einreisen. Und selbst dann muss die Grenze gemeinsam mit dem in Deutschland wohnhaften Angehörigen überquert werden. Bei einem Partner, der nicht direkt an der Tiroler Grenze wohnt, ebenfalls äußerst schwierig. Dazu kommt, dass Deutschland den Zugverkehr nach Tirol fast vollständig eingestellt hat. Wer kein eigenes Auto besitzt, steht so zusätzlich vor einem logistischen Problem.

Kein Luxusproblem

"Wir wollen nicht den Eindruck vermitteln, dass wir die Corona-Situation nicht ernst nehmen", betonen Caro und Fiona. "Und wir wissen, dass unsere Lage bei weitem nicht die schwierigste ist. Es gibt ja bestimmt auch Kinder, die wegen der neuen Regeln ein Elternteil plötzlich nicht mehr sehen dürfen", halten sie fest. Dennoch geben Caro und Fiona zu, dass sie es als extrem belastend empfinden, nun auf unbestimmte Zeit voneinander getrennt zu sein. Fionas Appell an die Politik ist deshalb so simpel wie der Wunsch, der ihm zu Grunde liegt: "Bitte, überlegt euch das noch einmal – ich will doch nur meine Freundin sehen." (Antonia Rauth, 14.2.2021)