Joško Vlasich, der Frontmann der Krowodnrocker: Nema problema.

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Joško Vlasich (r.) im Jahr 1980, als sowas noch provokant war. Heute hat das Burgenland, wenn schon keinen Stolz, so doch eine gewisse Freude an seinen Mehrsprachigkeiten, die ja nicht selten auch Mehrdeutigkeiten sind.

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Es begann, wie so was halt begonnen hat in jenen Tagen: mit drei Gitarrengriffen. Fünf junge Burschen, musikalisch sozialisiert in ihrer Tamburica, haben in den späten 1960er-Jahren den Rock 'n' Roll für sich entdeckt. Zu den drei Griffen kamen bald mehr. Man fing an, neue Lieder zu spielen, so erzählt es Joško Vlasich, "von den CCR, den Rolling Stones, Doors, Jimi Hendrix".

Vlasich, nunmehr auch schon ein älterer Herr, war der Frontmann, die Rampensau der vorerst noch namenlosen Combo. Wenig später nannte sie sich – Englisch war Englisch, und das musste sein – The Brew.

Brauer brummen

Vlasich schwört Stein und Bein, dass Bandkollege Joško Linzer ein Dictionary aufgeschlagen und blind auf dieses Wort gezeigt habe. Aber man wird wohl nicht ganz falsch liegen, wenn man annimmt, dass der Wirt den Zeigefinger richtig verstanden hat und der Bandname auch oder hauptsächlich von da herrührt.

Die Burschen tourten als Tanzcombo durch die Gegend. Dort – die Gegend rund um Veliki Borištof, Großwarasdorf – wurde bald ein Spitzname draus: nori Bruji. Die narrischen Dröhner. Bruji, das heißt: Es brummt, es dröhnt.

Krowodnrock

Was da als kleine Burschencombo begann, wuchs sich schnell aus. Die Bruji schrieben bald eigene Lieder, spielten und sangen, inspiriert von der Dialektwelle des Austropop und den jugoslawischen Schlagern wie "Marijana", in ihrer eigenen Sprache. Aber eben mit der neuen, der dröhnenden Musik.

Bei einem Besuch bei den Schwiegerelten in Großwarasdorf hörte Lukas Resetarits die Burschen im gegenüberliegenden Proberaum, der alten Volksschule. "Das is ja Krowodnrock", sagte er. Bruder Willi nickte zustimmend. Und seither hat das Ganze auch einen Genrenamen.

Austropop

Willi Resetarits sang damals bei den Schmetterlingen. Die hatten ein eigenes Studio. 1980 entstand dort die erste LP, "Gemma Krowodn schaun". Es folgten Hadern wie "Nema problema". Mit der schönen Ballade "Tambure" schaffte man es gar in die Ö3-Charts. Der Krowodnrock bezog ein Zimmer im Haus des Austropop.

Und der umgekehrt beim Krowodnrock. Der Proberaum wurde erweitert. Die Leute von Bruji waren die Hauptinitiatoren der Kulturna zadruga in Großwarasdorf, bis heute das agile kulturelle Zentrum des mittleren Burgenlands. Sie kürzten provokant augenzwinkernd ab: Kuga – das heißt nämlich Pest. Die Bruji waren ja Schlingel, die mit ihrer Selbstironie nicht geizten.

Langzeitwirkung

Der Krowodnrock mit seiner ironischen Sicht auf sich und die Welt, mit seinem Beharren auf dem Interkulturellen, dem Zweisprachigen, dem Verweigern des Bades im eigenen Saft wurde zu einer generationenübergreifenden Inspiration. Zu einem Impuls für die ganze Volksgruppe.

Joško Vlasich ist ein Gymnasiallehrer und für zehn Jahre auch grüner Landtagsabgeordneter geworden. Einmal saß er daheim und verbesserte Schularbeiten. Am offenen Fenster gingen junge Leute vorbei und sangen ein Lied von Bruji. Bei einem Comebackkonzert dröhnte es dann auch im Publikum. Vlasich "bekam Gänsehaut: Wir haben so lange nicht gespielt, und diese jungen Menschen haben die Texte gekannt."

Nachlesen, nachfeiern

Wie und warum das passiert ist, lässt sich jetzt detailgetreu nachlesen. 2020 haben Bruji ihren 40er gefeiert. Das Virus hat ein entsprechendes Fest vereitelt. Nun ist zumindest das Buch erschienen, inklusive Songbook und zwei neuen Liedern auf einer CD.

Das Fest, verspricht Vlasich, folgt, sobald das Virus es endlich wieder erlaubt. (Wolfgang Weisgram, 15.2.2021)

Josko Vlasich, Toni Perusich (Hg.): Bruji – 40 Jahre / Ljet Krowodnrock Songbook & CD inkl. Oberwart. Edition Lex Liszt 12, 177 Seiten, 38 Euro