In Abuja gibt es neben den echten Gesundheits-Mitarbeitern auch falsche.

Wann Nigerias berüchtigte Ganoven in ihrem unternehmerischen Eifer auch die Corona-Pandemie für sich entdecken würden, war nur eine Frage der Zeit. Vergangene Woche kam nun eine ihrer kaltblütigsten Tätigkeiten im rechtsfreien Raum ans Licht: In der Hauptstadt Abuja stießen Beamte des Zentrums für Krankheitskontrolle (NCDC) auf ein Labor, das für einen von den Fluggesellschaften verlangten Covid-Test statt der sonst üblichen 200 US-Dollar nur schlappe 70 berechnete.

Der Haken des Schnäppchens: Der Rachen- oder Nasenabstrich der Kunden landete regelmäßig und unbesehen im Papierkorb. Das konnte den Reiselustigen egal sein: Ihnen kam es vor allem auf das gewissenhaft ausgestellte Zertifikat mit dem garantiert negativen Testergebnis an. Dass das Geschäft mit der Welt schnellstem Covid-Test nicht schon früher aufflog, lag wohl auch daran, dass die Beamten des staatlichen "Port Health Service" auf Abujas Flughafen an dem Geschäft mit den todsicheren Tests beteiligt waren.

Überfälle auf Transporte

Dass Ganoven aus der Pandemie illegalen Gewinn schlagen könnten, treibt auch Südafrikas Regierung um. Als vor zwei Wochen das erste Kontingent an Impfstoffen eintraf, wurde die Fracht noch vorsichtiger als ein Geld- oder Gold-Transport behandelt. Die Polizei sperrte ganze Straßenzüge ab, um das lebensrettende Serum vom Flughafen in ein hochbewachtes Warenhaus zu schaffen. In Südafrika stehen Überfälle auf Geld- oder Goldtransporte fast auf der Tagesordnung: Auch mit dem Impfstoff ließen sich auf dem Schwarzmarkt beste Geschäfte machen, fürchtet die Regierung.

Die Tour vom Flughafen zum Warenhaus verlief reibungslos. Womöglich wussten die Ganoven schon, was sich anderntags herumsprach: Dass der gut beschützte Impfstoff von Astra Zeneca gegen die hiesige Virenmutation gar nicht viel ausrichten kann und deshalb zurückgeschickt wird. Auf ihrem Weg in die Oberarme der Südafrikaner werden allerdings auch die neuen Seren weitere Hindernisse zu überwinden haben: Bisher haben sich die Funktionäre des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) noch bei fast jedem Großeinkauf bereichert. Und gegen dieses Virus gibt es noch keinen Impfstoff. (Johannes Dieterich, 14.2.2021)