Hunderttausende Schülerinnen und Schüler in ganz Österreich führen ab Montag Selbsttests durch. Das Ministerium rechnet mit einer hohen Beteiligung.

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In Niederösterreich und Wien war es bereits vor einer Woche so weit. Nach dem Schul-Lockdown kehrten die Schülerinnen und Schüler in den Präsenzunterricht zurück. Nun sind auch die restlichen Bundesländer dran. Mit regelmäßigen Tests werden die Volksschüler alle zusammen in ihren Klassen sitzen, die älteren Schüler in zwei Gruppen geteilt im Schichtbetrieb unterrichtet.

Nur ein Prozent Testverweigerer

Im Bildungsministerium geht man davon aus, dass die Akzeptanz fürs Testen österreichweit sehr hoch sein wird, wie Generalsekretär Martin Netzer am Montag im Ö1-"Morgenjournal" sagte. Nur ein Prozent der Kinder in Wien und Niederösterreich habe den Test verweigert. Die Klassenteilungen in den Schulen abseits der Volksschulen hätte sich bewährt.

Netzer betonte auch, dass die Testabwicklung an den Schulen auf internationales Interesse stoße – etwa in Tschechien und Deutschland. Der für Montag geplante Besuch des tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babiš in Österreich, der sich neben seinem Treffen mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auch über die Teststrategie an den Schulen schlaumachen wollte, ist jedoch kurzfristig abgesagt worden. Aufgrund Nebels konnte Babiš nicht nach Wien fliegen, hieß es in der Früh aus dem Bundeskanzleramt.

Neue Marke

An den Oberstufen werden übrigens ab Montag Tests der Marke Flowflex eingesetzt. Wie bei den Nasenbohrertests von Lepu Medical wird auch hier die Probe am vorderen Teil der Nase abgenommen.

Demo gegen Faßmann

In Wien gehen derweil die Schüler auf die Straße. Sie protestieren am Nachmittag um 14.30 Uhr vor dem Bundeskanzleramt am Ballhausplatz im ersten Bezirk mit einer Kundgebung gegen Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und seine Corona-Maßnahmen. "Er hat noch immer nicht für sichere Schulen gesorgt", heißt es in der Ankündigung. Faßmann weigere sich, den hohen Leistungsdruck zu verringern, und ignoriere die Anliegen der Schüler und Studierenden. "Die Lage ist mehr als ernst." Veranstalter der Demonstration ist die Plattform "Aufstehen gegen Faßmann", die von mehreren Initiativen unterstützt wird.

Der Demo-Aufruf wird von vielen Initiativen unterstützt, unter anderem auch von Jugend- bzw. Vorfeldorganisationen von den Grünen und der SPÖ. Auch "Links" ist mit an Bord sowie die ÖH und der Jugendrat.

Unter anderem wirbt auch der 2020 gegründete Jugendrat für die Demo und ruft zur Unterstützung der Plattform auf. Lena Schilling ist eine der Gründerinnen des Jugendrats, der Aktivisten, die großteils aus der Fridays-For-Future-Bewegung stammen, Gehör verschaffen soll. "Wir werden immer mehr zu einer starken und unabhängigen Jugendorganisation. Unsere Jüngsten sind elf", sagt die 19-jährige Studentin.

Weitreichende Forderungen

"Wir fordern eine sinnvolle Bildungsreform. 140.000 Kinder haben in Österreich derzeit keinen Zugang zu Laptops, die werden jetzt extrem weit zurückfallen." Außerdem brauche jeder dritte Schüler Nachhilfe, sagt Schilling, das sei auch vor Corona schon so gewesen. "Das kann nicht an Schwächen, sondern muss am System liegen. Davon müssen wir wegkommen. Schülerinnen und Schüler werden sehr früh in eine Leistungsgesellschaft gedrängt."

Konkret fordert der Jugendrat die Abschaffung der Zentralmatura, eine Ausbildungs- und Jobgarantie für Jugendliche, kostenlos Laptops und ein Recht auf Mitbestimmung. Schilling dazu: "Wir wollen, dass das Schulsystem von denjenigen gestaltet wird, die täglich damit zurechtkommen müssen, denn nur sie wissen, worauf es wirklich ankommt." (rwh, lhag, 15.2.2021)