Eine einigermaßen schnelle Internetanbindung ist für viele Menschen privat wie beruflich mittlerweile unerlässlich. Gerade in Zeiten des Homeoffice ist es besonders ärgerlich, wenn die Daten nur im Schneckentempo fließen.

Schon länger ärgerte sich Aaron Epstein aus North Hollywood, Kalifornien, über seine missliche Lage. Gerade einmal drei Megabit pro Sekunde gab sein Internetanschluss her. Eine Bandbreite, mit der die Nutzung des Internets für den 90-Jährigen regelmäßig zum Geduldsspiel wurde. Und weil sich die Situation einfach nicht besserte, griff er aus Verzweiflung zu einem ungewöhnlichen – und ungewöhnlich teurem – Mittel.

"Riesige Enttäuschung"

"Lieber John Stankey", stand vor wenigen Wochen einleitend in einer circa viertelseitigen Anzeige im "Wall Street Journal", gerichtet an den CEO seines Telekomanbieters. "AT&T preist sich selbst als führend in der elektronischen Kommunikation an. Doch für die Menschen in North Hollywood ist AT&T nun eine riesige Enttäuschung", klagt er. Während der Anbieter in der Gegend mit Bandbreiten von bis zu 100 MBit/s werbe, seien in seiner Nachbarschaft, in der auch Mitarbeiter bekannter Filmfirmen wie Disney leben, maximal drei MBit/s verfügbar.

Die Konkurrenz liefere bereits 200 MBit/s. "Warum werden wir so schäbig behandelt?", so die abschließende Frage von Epstein, der nach eigenen Angaben seit 1960 – also seit über 60 Jahren – Kunde bei AT&T ist.

Epsteins Annonce wird ab circa 2:20 erwähnt.
The Late Show with Stephen Colbert

Einschaltung landete bei CEO

Die Annonce ließ sich der frustrierte Pensionist stolze 10.000 Dollar kosten. Für ihn sei es letztlich der einzig gangbare Weg gewesen, zumal er sich zu wenig mit sozialen Netzwerken auskenne, um dort Druck aufzubauen.

Sie sollte ihre Wirkung nicht verfehlen. Nicht nur sorgte sie für zahlreiche Medienberichte und eine Erwähnung in der Late-Night-Show des beliebten US-Moderators Stephen Colbert, sondern sie landete über einen Mitarbeiter in der Unternehmenskommunikation auch auf dem Tisch von John Stankey, berichtet "Ars Technica".

Nachdem er zuvor ständig nur von Mitarbeitern vertröstet worden sei, die erklärten, dass der Netzausbau im Gange sei, aber keinerlei Zeitangaben machen wollten, ging es dann schnell. Vor wenigen Tagen installierten Techniker des Konzerns bei ihm schließlich einen Glasfaseranschluss. Epstein verfügt nun über einen Anschluss mit 300 MBit/s-Tarif. Nun vergleicht er den Service mit jenem eines anderen Anbieters, den er zwischenzeitlich in Anspruch genommen hat.

Erkämpfte sich Glasfaserzugang mit einer Zeitungsanzeige: Aaron Epstein.
Foto: Anne Epstein (via Ars Technica)

Im Nachgang gab es dann allerdings noch etwas Verwirrung rund um das Vorgehen von AT&T. Ursprünglich hatte das Unternehmen erklärt, den Ausbau in der Gegend ohnehin für diese Zeit geplant und auch Epsteins Nachbarn schon versorgt zu haben.

Nach unterschiedlichen Aussagen seitens von Technikern und eines Sprechers stellte man schließlich klar, dass man die Glasfaserleitung zwar schon in den Ort verlegt, die anderen Haushalte aber noch nicht angeschlossen habe. Sie sollen aber im Laufe des Jahres ebenfalls Zugang bekommen.

US-Telekommarkt: Teure Tarife, wenig Konkurrenz

In den USA ist die Internetversorgung vor allem im ländlichen Raum teilweise enorm schlecht ausgeprägt. Einige Gegenden verfügen nur über alte Kupfertelefonleitungen und sind nicht oder nur schlecht durch Mobilfunk abgedeckt. Hinzu kommt, dass der Internetzugang – gemessen an Bandbreite, Transfervolumen und Einkommensniveau – im Vergleich mit vielen anderen westlichen Ländern sehr teuer ist.

Ein Mitgrund dafür ist, dass die großen Telekomkonzerne nicht bereit sind, Netze in dünn besiedelten Gebiete aufzubauen und nur eingeschränkt miteinander konkurrieren. In vielen Gegenden sind Kunden speziell bei kabelgebundener Internetversorgung faktisch auf einen einzelnen Anbieter angewiesen. Initiativen wie Google Fiber, MVNOs sowie regionale Projekte haben die Situation bisher nur eingeschränkt verbessern können. (gpi, 15.2.2021)