Mario Günther Rauch, Geschäftsführer des Jö-Bonusclubs, und Christian Pirkner, CEO von Bluecode International.

Foto: UÖBC/Hofer

Prozessoptimierung und Datenschutz: So könnte man die neue Zusammenarbeit zwischen dem Lebensmittelkonzern Rewe und dem österreichischen Start-up Bluecode kurz zusammenfassen. Für den Kunden wird ab nun der Service Jö & Go angeboten, bei dem man mit einem Scan an der Kasse sowohl bezahlt, als auch die entsprechenden Jö-Punkte sammelt. Daten wandern dabei nicht in die USA oder nach Asien, sondern werden nach europäischen Standards und somit DSGVO-gerecht behandelt, betonen die beteiligten Unternehmen.

Zeit sparen

Man kennt das. Bei der Kasse fummeln Personen wegen Kleingelds in ihrer Geldbörse, in Zeiten von Corona werden diverse Mitglieds- und Bankkarten in der Tasche gesucht. "Das Handy hat man immer bei der Hand, und ab jetzt braucht man auch nur noch das Handy", erklärt Mario Günther Rauch, Geschäftsführer des Jö-Bonusclubs, den neuen Service Jö & Go. Mit einem Scan über den Bluecode, der in der Jö-App enthalten ist, erkennt die Person an der Kasse die Jö-Zugehörigkeit, und es wird gleichzeitig bezahlt. Dabei ist es unerheblich, ob man vor dem Scannen der gekauften Waren bezahlt oder danach. Es gehe darum, das Handy nur einmal aus der Tasche ziehen zu müssen, heißt es vom Anbieter: "Wir bringen den One-Click-Bezahlvorgang, den man aus dem Internet kennt, in den heimischen Handel."

Der Jö-Bonusclub kooperiert mit dem Mobile-Payment-Anbieter Bluecode und hat diesen in den Jö-&-Go-Kassenprozess integriert.
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Die Vorteile liegen laut Rauch auf der Hand. Der Bezahlvorgang wird beschleunigt, was die Wartezeit an der Kasse verkürzt. Durch das Entfallen zusätzlicher Handgriffe ist diese Variante hygienischer als vergleichbare Methoden. Zusätzlich darf sich der Kunde sicher sein, dass seine Daten im europäischen Raum nach DSGVO-Richtlinien bleiben.

Wertschöpfung im eigenen Land

Begründet wird die Zusammenarbeit, neben dem zusätzlichen Service für den Kunden, mit der österreichischen Lösung: Die Ansprechpartner sitzen vor Ort, und die Wertschöpfung findet im eigenen Land statt. Man habe in den letzten Jahren bereits gute Erfahrungen mit Bluecode sammeln dürfen, begründet Rauch den Schritt. Der Service sei mit jeder österreichischen Bank verwendbar und so für jedes Jö-Mitglied leicht zugänglich. Eine technische Umstellung sei deshalb nicht nötig. Der Service funktioniere ab sofort.

"Jeder dritte unter 30-Jährige bezahlt heute schon via Mobile Payment. Es braucht jetzt heimische Lösungen, damit die Wertschöpfung nicht weiter in die USA abgegeben wird", sagt Rainer Will vom Handelsverband. "Das Kundenverhalten hat sich verändert, speziell im stationären Einzelhandel. Eine heimische Lösung in diesem Bereich ist sehr zu begrüßen."

Europäische Lösung

Sieht man sich die wichtigsten Tech-Konzerne der Welt an, gilt Europa im Vergleich zu Asien und den USA nicht gerade als Triebmotor für Innovationen in Zusammenhang mit weltweitem Erfolg. Deshalb wandern österreichische Kundendaten schnell in die USA oder nach Asien, wenn man diverse Bezahldienste wie Visa oder Mastercard nutzt. Christian Pirkner, CEO von Bluecode International, meint dazu: "Aktuell regeln US-Konzerne, wer welche Informationen beim Bezahlvorgang erhält. Durch Transaktionen via App schalten sich aktuell US-Konzerne wie Apple und Google ein. Es entsteht eine amerikanische Wand, und die Customer-Journey liegt nicht mehr in Europa. Auch die Wertschöpfung liegt ab da in den USA. Das wollen wir neu konfigurieren."

Bluecode visualisiert in seiner Präsentation, dass die Wertschöpfung aktuell oft in den USA liegt.
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Die neue Lösung soll die Informationen und die Wertschöpfung in Europa halten.
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Bluecode bietet seit 2017 die Möglichkeit an, via Strichcode auf dem Handy bei vielen heimischen Händlern zu bezahlen, darunter auch Filialen des Rewe-Konzerns. Mit dem Service kommunizieren die Bank des Händlers und die Bank des Kunden direkt via Bluecode miteinander und liefern nicht wie bei anderen Diensten – auch bei Applepay – Daten in die USA. Mit der Secure Payment Technologies GmbH hat man zunächst eine lokale Lösung erdacht, bis man sich 2019 auf europäischer Ebene mit gleichgesinnten Anbietern zusammengeschlossen hat. So liegt hinter der Mobile-Payment-Lösung nicht nur ein juristisches Regelwerk, sondern auch Datenschutzmaßnahmen gemäß DSGVO.

Laut Pirkner ist dieser Service bisher einmalig in Europa. Gemeinsam mit Partnern würde man aber schon weitere Pläne schmieden, um den Service über die österreichischen Grenzen hinweg auszubauen. Mit 300 Banken sei man schon im Gespräch. Zusätzliche Händler in Österreich sind natürlich auch potenzielle Partner für die Zukunft.

Nicht ohne Kritik

Im Mai 2019 gestartet, musste sich der Jö-Bonusclub viel Kritik gefallen lassen. Das Multipartnerprogramm der rund 3.000 Filialen von Rewe, OMV, Bawag, PSK, Libro und Pagro sollte die Vielzahl an Kundenkarten zu einer einzigen zusammenfassen. Vorteile und Aktionen sollten über die Partner hinweg eingelöst werden können. Heute hat der Jö-Bonusclub 3,9 Millionen Mitglieder und kann laut Rewe-Sprecher mit einer Million Transaktionen pro Tag aufwarten.

Schon zu Beginn war die Skepsis groß, sämtliche Daten dieser Unternehmen zusammenfließen zu lassen. So würde sich ein sehr konkretes Bild jedes Kunden zeichnen lassen, so Kritiker. Deshalb war man früh um Schadensbegrenzung bemüht und stellte schon in ersten Stellungnahmen klar, dass Daten nicht an Dritte weitergegeben würden. Auch die Hürden, die man überwinden muss, wenn man den Dienst kündigen will, und natürlich in erster Linie das Zusammenlaufen so vieler Daten führten im Oktober 2019 zu diversen Negativpreisen.

Ängste, dass dieses Datensammeln mit dem neuen Service einen Höhepunkt erreichen würde, will Rauch zerstreuen. Bluecode sei ein eigenständiger Bezahlprozess, damit habe der Jö-Bonusclub nichts zu tun. Bei Rewe wisse man natürlich nichts über die Einwähldaten zwischen Kunden und deren Bank, dadurch würden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten gesammelt. Da Jö & Go in jedem Fall den Bezahlvorgang erleichtert, geht auch Handelsverbandssprecher Will von einer verstärkten Nutzung des neuen Dienstes aus.

Jö & Go ist seit Montag verfügbar. Voraussetzung ist die installierte beziehungsweise aktualisierte Jö-App auf dem Smartphone. (aam, 15.2.2021)