Die Suchmaschine Xayn will zukünftig Google eine Konkurrenz machen.

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Es ist ein bekanntes Dilemma: personalisierte Suchergebnisse fordern Opfer beim Datenschutz. Die Suchmaschinen-App Xayn aus der deutschen Bundeshauptstadt Berlin will das jetzt ändern. Dafür soll ein KI-Modell sorgen.

Versuchen mehrere Personen zur gleichen Zeit, einen gleichen Begriff zu googeln, wird das Ergebnis immer ein unterschiedliches sein. Denn die Suche von Google ist personalisiert. Der Algorithmus macht seine Ergebnisse von vielen Faktoren abhängig, etwa die Suchhistorie, das Gerät auf dem gesucht wird oder der aktuelle Aufenthaltsort.

Damit erhalten Nutzer bei der Suche nützlichere Inhalte. Doch die Suchenden zahlen bei Google mit ihren privaten Daten einen oftmals hohen Preis. Xayn will hier gegenwirken. Ein KI-Modell soll nämlich helfen, nicht mit den eigenen Daten zahlen zu müssen, wenn man treffsichere Suchergebnisse haben will.

Datenschutz oberste Prämisse

Dazu greift Xayn auf ein föderal strukturiertes Machine-Learning zurück. Das bedeutet, eine KI wertet bereits auf dem Smartphone die Verhaltensweise der Nutzer aus, um in weiterer Folge treffsichere Ergebnisse zu liefern. Danach werden die generierten Modelle verschlüsselt und an einen Server übertragen.

Diese Modelle werden dann in ein globales KI-Modell verarbeitetet und aufgenommen. Diese Information wird daraufhin wieder zurück an die Endgeräte gespielt, um die dortigen Modelle zu verbessern. Die eigentlichen Nutzerdaten verlassen das Gerät kein einziges Mal. Das Fundament für die App liefert ein zuvor initiiertes Open-Source-Projekt namens Xaynet auf Github.

So veranschaulicht Xayn die Arbeit ihrer KI in dem dazugehörigen Whitepaper
Foto: Xayn Whitepaper

Lädt man sich die App auf das Smartphone, wird anfänglich ein Homescreen angezeigt. Dort finden sich aktuelle Nachrichten. Anfänglich ist dieser Screen sehr allgemein gehalten. Sollen die Nachrichten auf individuelle Nutzung zurechtgelegt werden, gibt es die Möglichkeit der App mitzuteilen, welche Themen einen interessieren und welche nicht.

Hier kommt eine Funktion die von Apps wie Tinder und Co. bestens bekannt ist. Interessiert ein Thema nicht, kann man das mithilfe einer Wischgeste nach rechts anzeigen. Eine Wischgeste nach links zeigt der App, dass die Meldung als interessant erachtet wird. Ein Lupen-Symbol am unteren Ende der App führt den Nutzer wiederum zur eigentlichen Suchfunktion.

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Ebenso wie beim Newsfeed kann hier die Wischgeste für Ergebnisse verwendet werden, zusätzlich besteht, wie auch bei anderen Suchmaschinen, die Möglichkeit nach Bildern und Videos zu suchen. Hinzu kommt ein Symbol, das ein menschliches Gehirn nachbilden soll. Mit dieser Funktion ist es möglich die Personalisierung der Suchergebnisse abzuschalten.

Xayn finanziert sich nicht über Werbeeinschaltungen, sondern konnte 9,5 Millionen Euro in Finanzierungsrunden einnehmen. Investoren sind unter anderem der Mitbegründer der IOTA-Kryptowährung, Dominik Schiener, und der schwedische Bezahldienst Thales AB. Zukünftig will das Unternehmen auch eine Premium-App anbieten und im B2B-Sektor ihr täglich Brot verdienen.

In einem Gespräch mit der "Frankfurter Rundschau" meint einer der Gründer: "Unternehmen haben ein wahnsinniges Problem. Es gibt Studien dazu, dass ungefähr 20 Prozent der globalen Arbeitszeit dafür draufgehen, Dokumente in Unternehmen zu finden." Bei einer deutschen Großstadt, ein Testkunde von Xayn, seien es sogar 37 Prozent der Arbeitszeit." Deswegen will das Start-up, seine KI-basierte Suchsoftware auch für unternehmens- oder behördeninterne Suchen anbieten. Außerdem will Xayn nicht den alternativen Suchmaschinen wie DuckDuckGo oder Qwant Konkurrenz machen, sondern viel mehr dem Primus, Google, heißt es weiter.

Vorerst existiert Xayn lediglich als App für Android und iOs und ist zum kostenlosen Download in den jeweiligen Stores zu finden. In Zukunft soll noch eine Desktop-Version folgen, die sich bereits in Arbeit befindet. (fpz, 15.02.2021)