Auf den sogenannten Hannak-Gründen stehen derzeit ziemlich trostlose Gewerbebauten. Hier könnte – neben anderen Gewerbebauten – in drei Jahren ein neues Probehaus für die Salzburger Kulturszene stehen.

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Es sollte ein großer Wurf werden, ein Leuchtturmprojekt: Auf dem Gelände der 2011 stillgelegten Rauchmühle im Salzburger Stadtteil Lehen war neben 360 Wohnungen, Büro- und Dienstleistungsflächen auch ein Kreativzentrum geplant. Hier, wo lange Getreide zu Mehl vermahlen wurde, sollten junge Start-up-Unternehmen gemeinsam mit der freien Kulturszene einziehen. Es war der Traum einer jungen, bunten Kulturwelt, wo sich Unternehmer und Kunst beispielsweise durch gemeinsame Werkstätten gegenseitig inspirieren sollten.

Millionen für die Etablierten

Dann kamen die Gemeinderatswahlen 2019. Die ÖVP war klarer Wahlsieger und versenkte das von SPÖ und der grünen Bürgerliste getragene Vorhaben. Es war einer der ersten Amtshandlungen von Bürgermeister Harald Preuner. Sein Hauptargument: Die veranschlagten 21 Millionen Euro seien einfach zu viel.

Dass es wirklich am Geld gelegen ist, wurde schon 2019 von der Kulturszene wiederholt bezweifelt. Immerhin verfüge die Stadt Salzburg auch nach Abzug aller Verbindlichkeiten immer noch über ein sattes Plus von mehreren Millionen.

Tatsächlich ist die Stadt bei Kulturprojekten nicht knausrig: Für die Sanierung der Festspielhäuser werden nach ersten Schätzungen ab 2024 mehr als 60 Millionen fällig; für eine Filiale des Wiener Belvedere-Museums ist die Landeshauptstadt bereit, etwa 15 Millionen hinzulegen; dazu kommen noch Millionen für die Sanierung des Landestheaters oder den Umbau des Hauses der Stiftung Mozarteum.

Sechs Proberäume

Um den angesichts der Millionen für die etablierten Häuser immer größer werdenden Unmut in der freien Kulturszene wieder einzufangen, plant die Stadt nun, zumindest ein paar Proberäume einzurichten. Am Gewerbegelände des Baustoffgroßhändlers und Immobilienverwerters Hannak am nördlichen Stadtrand solle als Ersatz für das Kreativzentrum Rauchmühle ein Probehaus entstehen, sagt der für die Kulturagenden ressortzuständige Vizebürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) im STANDARD-Gespräch.

Kultur nicht eingebunden

Geschätzte Kosten für die Stadt: laut Auinger 500.000 Euro. Die Stadt werde die Räume anmieten und das Haus selber betreiben. Jetzt gelte es, nur noch die ÖVP von dem Plan zu überzeugen. Man stehe dem Vorhaben "positiv" gegenüber, heißt es dazu aus dem Büro des türkisen Bürgermeisters. In drei Jahren könnten die Räumlichkeiten bezugsfertig sein.

Und was sagen die Kulturschaffenden selbst? Beim Dachverband Salzburger Kulturstätten weiß man von den neuen Proberäumen nur wenig. "Wir sind in die Planung bisher nicht eingebunden", sagt Geschäftsführer Thomas Randisek. Beim Projekt Rauchmühle sei das seinerzeit ganz anderes verlaufen, hier hätten die potenziellen Nutzer auch schon bei der Planung mitreden können.

Probehaus ist kein Kreativzentrum

"Es ist wirklich ein großes Mysterium", bestätigt auch Markus Grüner-Musil. Der ehemaligen künstlerische Leiter der Arge Kultur sitzt inzwischen als Kultursprecher für die grüne Bürgerliste im Gemeinderat. Auch die Gremien des Gemeinderats seien in keiner Weise informiert worden.

Grüner-Musil hat nun – durchaus stellvertretend für seine ehemaligen Kollegen und Kolleginnen aus der Salzburger Kulturszene – Ressortchef Auinger eine umfangreiche Gemeinderatsanfrage gestellt. Diese liest sich wie eine in Frageform gegossene Liste an Versäumnissen von ÖVP und SPÖ: "Wurden bei der Erarbeitung der Projekte bis zum heutigen Stand zukünftige Nutzerinnen und Nutzer in die Planungen eingebunden?"

Der ehemals geplante große Wurf eines Kreativzentrums sei ein Probehaus jedenfalls nicht, sagt Grüner-Musil auf STANDARD-Anfrage. Das eigentlich Innovative – die Kooperation von Kultur und New Economy – fehle in dem Projekt am Rand der Stadt völlig. (Thomas Neuhold, 16.2.2021)