Polyhistor und Universalist: Autor Urs Jaeggi, Pendler zwischen Berlin und Mexiko.

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Sein letztes Buch nannte er Heimspiele – in ihm erzählte der Dichter-Künstler und Soziologe Urs Jaeggi anno 2015 erst recht wieder von getriebenen Menschen: Außenseitern, die sich gegenüber den Zwangsmächten der sie verwaltenden Welt furios zur Wehr setzen. Auch wenn den meisten von ihnen Isolation, Flucht oder Suizid blüht.

Jaeggi, Notarssohn aus Solothurn in der Schweiz, war gelernter Sozialwissenschafter. Er ließ sich ebenso kenntnisreich über das Los der Angestellten aus wie über die Tücken des Strukturalismus. Er begleitete rege die Studentenbewegung (Macht und Herrschaft in der BRD, 1969) und war ein poetischer Querkopf, der 1981 sogar den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann.

Als Künstler arrangierte er – zu allen (un)passenden Gelegenheiten, an unerwarteten Plätzen und in exzentrischen Zusammenhängen – Fundstücke. Sein Motto: "Kunst ist überall." Jetzt ist Jaeggi 89-jährig in Berlin gestorben. (Ronald Pohl, 15.2.2021)