Unter dem Motto "Aufstehen gegen Faßmann" demonstrierten Schülerinnen und Schüler am Montagnachmittag auf dem Ballhausplatz vor dem Kanzleramt gegen die Politik von Bildungsminister Heinz Faßmann.

Foto: APA / Herbert Pfarrhofer

Es war ein "Massentest", der den Namen verdient: 700.000 Corona-Selbsttests wurden am Montag in den österreichischen Schulen absolviert. Das kollektive "Nasenbohren" im Dienste der Pandemieprävention war quasi die Ouvertüre für die Wiederaufnahme des Schulbetriebs nach dem Lockdown. Nachdem eine Woche zuvor bereits in Wien und Niederösterreich die Volksschulen für alle Kinder den regulären Präsenzunterricht sowie die Unter- und Oberstufen im Zweitageschichtbetrieb plus Distance-Learning am Freitag geöffnet worden waren, folgten nun die restlichen sieben Bundesländer.

Sonderregelung für Schulen in Tirol

Eine Sonderregelung gibt es für jene Tiroler Kinder und Jugendlichen, die in einem anderen Bundesland in die Schule gehen, bzw. Schüler aus anderen Ländern, die in Tirol die Schule besuchen. Sie bleiben aufgrund der dortigen Corona-Lage bzw. der Ausreiseregelungen vorerst generell im Distance-Learning.

DER STANDARD hielt exemplarisch noch einmal Nachschau in der Mittelschule St. Georgen am Walde in Oberösterreich, wo ein paar Kinder schon genau wussten, wie das mit den "Nasenbohrertests" richtig klappt. Denn sie kannten das Prozedere bereits seit der Premiere Mitte Jänner, als jene Schüler, die trotz Lockdowns zur Betreuung in die Schule kamen, getestet wurden. Auch damals freiwillig und mit Einverständniserklärung der Eltern – mit einer Handvoll Ausnahmen.

Der flapsige Aliasname für die Anterior-nasal-Tests resultiert übrigens aus dem Anleitungsvideo des Bildungsministeriums, in dem behauptet wird, sie funktionieren "kinderleicht wie Nasenbohren".

Jetzt, wo die Antigenschnelltests das Eintrittsticket für den Präsenzunterricht sind – denn sonst geht es ab nach Hause ins Homeschooling, wo Schule in Eigenregie ansteht –, haben in der Mühlviertler Mittelschule alle Kinder teilgenommen: "Wir hatten keine Testverweigerer", erzählt Direktor Erwin Bindreiter.

Er hat zwei Räume – den über 80 Quadratmeter großen GTS-Raum, der sonst für die Ganztagsschul- bzw. Nachmittagsbetreuung verwendet wird, und den Werkraum, wo normalerweise textiles Werken stattfindet – zu Testräumen umfunktioniert. Ab 7.05 Uhr kamen die Schülerinnen und Schüler in Etappen und mit Abstand hinein und führten die Wattestäbchen unter Anleitung von je zwei dafür abgestellten Lehrkräften durch. Die Tests in der Betreuungsphase im Jänner hat der Direktor persönlich durchgeführt. Pünktlich um 7.40 Uhr konnte der seit Langem erste Schultag in der Schule dann beginnen. Mit allen Kindern, denn: Alle waren an diesem Tag negativ.

In Wien und Niederösterreich haben in der Vorwoche ein bis zwei Prozent der Eltern eine Testung ihrer Kinder untersagt. Mit einem ähnlichen Wert rechnet auch der Bildungsdirektor für Oberösterreich, Alfred Klampfer. Bei seinem Besuch in zwei Volksschulen habe er, so erzählte er im STANDARD-Gespräch, beobachtet, "dass sich die Schülerinnen und Schüler sehr gefreut haben, ihre Klassenkameraden und Freunde wiederzusehen. Sie waren großteils stolz, dass sie die Tests selbst durchführen konnten. Es freuen sich alle, auch Lehrkräfte sowie Schulleiterinnen und Schulleiter, dass endlich wieder Unterricht in Präsenz stattfinden kann."

Ein paar Lehrer machen nicht mit, aber alle tragen FFP2-Maske

In St. Georgen am Walde hat sich am Montag auch mehr als die Hälfte des Lehrerkollegiums einen Schnelltest aus der Direktion geholt: "Ein paar machen aber auch nicht mit", sagt der Direktor. Einige hätten jedoch am Wochenende einen Test in einer der Teststationen im Bezirk in Anspruch genommen. Es tragen ausnahmslos alle Pädagoginnen und Pädagogen FFP2-Masken, mit einer wöchentlichen Berufsgruppentestung könnten sie sich aber davon "freitesten", wenn sie die Maske besonders stören sollte.

Insgesamt habe man an der Schule das Gefühl, "dass mit den regelmäßigen Testungen das Sicherheitsnetz doch schon ziemlich eng geknüpft ist", sagt der Schulleiter. Und auch der Bildungsdirektor sieht ein "wirklich gutes Sicherheitsnetz an den Schulen. Die Hoffnung ist, dass mit all diesen Maßnahmen eine weitere Umstellung auf Distance-Learning verhindert werden kann."

Interesse aus dem Ausland

Diese Hoffnung gibt es auch in anderen Ländern, die bereits Interesse an der österreichischen Teststrategie für die Schulen zeigen. Tschechiens Ministerpräsident Andrej Babiš wird sich am 24. Februar höchstpersönlich in Wien kundig machen, mehrere deutsche Bundesländer diskutieren Schulöffnungen mit Blick auf Österreichs Schutzmaßnahmen, das flämische Parlament hat ebenso wie die Slowakei im Bildungsministerium nach der konkreten Umsetzung gefragt.

In der ersten Testwoche an den Schulen waren von rund 500.000 Selbsttests 211 positiv (132 Schüler, 79 Lehrkräfte und Verwaltungspersonal). Jeder positive Schnelltest wird einem PCR-Test unterzogen. Damit wurden von den 60 eingeschickten positiven Tests aus Niederösterreich 80 Prozent bestätigt, in Wien waren 75 Prozent der 151 positiven Schnelltests auch im PCR-Test positiv.

Einer parteiübergreifenden Schüler*innenplattform kommt das alles zu spät: "Es kann nicht sein, dass es erst nach fast einem Jahr der Pandemie ein annehmbares Sicherheitskonzept gibt." Sie demonstrierte am Montag vor dem Kanzleramt gegen Bildungsminister Heinz Faßmann: "Er hat noch immer nicht für die nötige Sicherheit gesorgt." (Lisa Nimmervoll, 15.2.2021)