Wien – Für Gastronomie, Hotellerie, die Kultur- und Freizeitwirtschaft heißt es weiter warten. Bis "rund um Ostern" – heuer das erste Aprilwochenende – wird es wohl keine weiteren Öffnungsschritte geben, wie die Regierung am Montag bekanntgab. Ein konkretes Datum, wann die betroffenen Branchen aufsperren dürfen, gibt es vorerst nicht. Erst am 1. März will die Regierung zusammen mit Experten, Ländern und Opposition darüber beraten, wie weitere Öffnungsschritte aussehen könnten.

Heimische Schanigärten bleiben weiter geschlossen.
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Aber nicht nur der Café-Besuch bleibt weiter aus, auch ein Achterl im Schanigarten wird zumindest bis Ostern nicht möglich sein. Denn auch diese müssen weiterhin geschlossen bleiben, wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Montagnachmittag bei einer Pressekonferenz klarstellte. Damit bekommen Bestrebungen von Wiener Gastronomen, zumindest die Gastgärten angesichts der bald steigenden Temperaturen öffnen zu dürfen, eine klare Absage.

"Kein Spielraum"

"Für Gastronomie und Tourismus ist das eine bittere Nachricht, sie sind seit mehreren Monaten geschlossen und leiden enorm unter dieser Situation", kommentierte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die Ankündigungen. Die momentane epidemiologische Entwicklung lasse der Regierung allerdings "keinen Spielraum". Weitere Öffnungsschritte wären aus Sicht der Ministerin derzeit unverantwortlich.

Auch wenn in den betroffenen Sparten niemand wirklich mit einer raschen Öffnung gerechnet hat, ist die erneut fehlende Aussicht mehr als betrübend: "Es ist eine bittere Pille für die Branche", beschreibt Mario Pulker, Gastro-Obmann der Wirtschaftskammer (WKO), die Lage. Er ist von den Neuigkeiten hörbar verärgert: "Wir können nicht bis zum Sankt-Nimmerleinstag geschlossen bleiben." Die Ankündigungen der Regierung seien "völlig perspektivenlos"; Gastronomen und Hoteliers hätten angesichts der fehlenden Ankündigungen keine Möglichkeit, sich an Indikatoren für eine mögliche Öffnung zu orientieren – etwa an der Wocheninzidenz oder neuen Fallzahlen.

Am Limit

Viele Gastronomen, die seit Monaten auf eine Öffnung warten, hätten Existenzängste, sagt Pulker: "Die Leute sind psychisch und nervlich am Ende." Wie viele Wirte derzeit die Möglichkeit eines Take-away-Angebots nützen, weiß man bei der WKO nicht. Die Zahl der Anbieter sei seit dem ersten Lockdown auf jeden Fall deutlich gestiegen. Doch auch Take-away-Angebote würden die Branche nicht durch die Krise tragen: "Mit den momentanen Hilfen werden wir nicht durchkommen", sagt der Gastro-Obmann. "Die Regierung muss sich noch andere Hilfen einfallen lassen."

Hilfe für Buschenschanken

Neue Bestimmungen gibt es für Wiener Buschenschanken. Die im Vorjahr erweiterten Öffnungsmöglichkeiten für sie werden ab April weitergeführt: "Wir kommen dem Wunsch der Wiener Landwirtschaftskammer und der vielen kleinen Winzer-Betriebe nach. Aufgrund von Corona waren und sind viele von ihnen in einer schwierigen Situation", ließen Bürgermeister Michael Ludwig und Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky wissen. Sobald der Lockdown für Gastronomen beendet sei, könnten Winzer ihre Buschenschanken im Weinberg ab April täglich öffnen. Normalerweise sieht das Wiener Buschenschankgesetz nur eine Öffnung von Freitag bis Sonntag vor.

Die derzeitigen Corona-Hilfen reichen aus Sicht der Branchenvertreter nicht aus.
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Auch unter Hoteliers sorgt die Lockdown-Verlängerung für wenig Freude. Der Tourismus benötige eine Zukunftsperspektive, erklärte Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), in einer Aussendung. Die Branche habe viel Zeit und Geld in Sicherheitskonzepte investiert, dennoch waren Hotels seit Beginn der Pandemie an knapp 180 Tagen geschlossen. Die ÖHV schlägt vor, die Hotelinfrastruktur in das Testkonzept einzubinden und Teststraßen in den Häusern einzurichten.

Tests alle zwei Tage

Dabei sollen sowohl Mitarbeiter als auch Gäste alle zwei Tage getestet werden. Die Öffnungen vergangene Woche hätten gezeigt, dass die Bevölkerung ein "Freitesten" – wie etwa für den Friseurbesuch – in Anspruch nehmen würde, heißt es bei der ÖHV – ein solches Konzept hält die Interessenvertretung auch für die Beherbergungsbranche für realistisch. Die Branche habe ihre Hausaufgaben in Sachen Hygiene erledigt, sagte ein Sprecher: "Niemand hat Interesse daran, das eigene Hotel zum Corona-Hotspot zu entwickeln."

Franz Hörl, Obmann des Fachverbandes der Österreichischen Seilbahnen in der Wirtschaftskammer, will es jedenfalls nicht hinnehmen, dass Gastronomie und Beherbergungsbetriebe zumindest bis Ostern im Lockdown verharren sollen: Ende Februar müsse die Situation erneut bewertet werden. Dann brauche es Klarheit.

"Skigebiete sperren zu"

Im Falle einer erneuten Lockdown-Verlängerung rechnet er damit, dass ab Anfang März "viele Skigebiete zumachen". Dass bereits im Februar in Tirol reihenweise Skigebiete schließen werden – nicht zuletzt aufgrund der neuen Testpflicht-Verordnung – das erwartet Hörl nicht, wiewohl man nie etwas ausschließen könne.

Die Verantwortlichen würden danach trachten, das Angebot für Einheimische weiter aufrechtzuerhalten. Schließlich gehe es auch um die Saisonkartenbesitzer, die verunsichert seien. Zudem werde man prüfen, welche Auswirkungen die Testpflicht auf den Skibetrieb habe und ob die Einheimischen sich das Skifahren trotzdem nicht nehmen lassen.

Am Montag hatten die Bergbahnen Sölden mitgeteilt, den Betrieb einzustellen. Man sehe sich "leider nicht mehr in der Lage, einen zufriedenstellenden und verantwortungsvollen Skibetrieb zu garantieren", hieß es in einem Posting auf Facebook.

Die Hoffnung lebt

Trotz der finsteren Aussicht haben einige Wirtschaftsvertreter die Hoffnung auf ein früheres Aufsperren noch nicht aufgegeben: Eine Woche nach der ersten Lockerung kann aus Sicht von WKO-Präsident Harald Mahrer und WKO-Generalsekretär Karlheinz Kopf noch keine seriöse Entscheidung über weitere Schritte getroffen werden. "Für uns bleibt daher der März klar im Fokus für weitere Öffnungsschritte", sind sich die WKO-Spitzen einig. (lauf, APA 16.2.2021)