Bei Varta beruhigt sich der Börsenkurs wieder. Grund dafür ist, dass die Wetten auf sinkende Aktienkurse aufgegeben wurden.

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Für Hedgefonds waren die vergangenen Wochen wohl auch nicht leicht. Bei ihrer Wette auf fallende Aktienkurse beim US-Spieleverkäufer Gamestop wurden einige Hedgefonds ausgebremst. Wie berichtet hatten sich tausende Anleger über eine Reddit-Plattform ausgetauscht und massiv Gamestop-Aktien gekauft. Weil damit der Kurs des Unternehmens stetig anstieg, konnten die Hedgefonds diese Aktien nicht billig nachkaufen – wie das ihr Plan gewesen wäre –, sondern mussten tief in die Tasche greifen.

Neue Wege

Das System des Short Selling – so wird diese Handelsvariante genannt – kam damit wieder einmal in aller Munde. Die Rolle von Hedgefonds wurde einmal mehr hinterfragt. Nun scheinen sich diese Investoren auf andere Taktiken einzuschwören, denn ihre Short-Positionen haben viele Hedgefonds in den vergangenen Tagen reduziert. Eine Analyse vom Handelsblatt zeigt, dass in Deutschland Hedgefonds bei 53 von 185 Short-Wetten ihre Position gesenkt haben – also bei fast jedem dritten Unternehmen. In den USA ist ein ähnlicher Trend zu beobachten.

Es gibt zwei Gründe, die dahinter vermutet werden. Der erste Grund ist das Drama rund um Gamestop. Bei diesem Spiel musste etwa der Hedgefonds Melvin Capital (er verwaltet 12,5 Mrd. Dollar) mit einer Kapitalspritze von 2,75 Milliarden Dollar gerettet werden. Das Geld kam von den Mitbewerbern Citadel und Point72 Asset Management. Pikant daran: Citadel, ein US-Finanzdienstleister, ist eng mit Robinhood verbunden. Also just jener Plattform, von der die meisten Angriffe gegen die Hedgefonds gelaufen sind. Robinhood verkauft nämlich die Daten seiner Kunden an Hochfrequenzhändler – unter ihnen Citadel –, noch bevor die Trades der Kunden abgewickelt worden sind.

Der zweite Grund für den Rückzug der Hedgefonds sind wohl die ewig steigenden Aktienkurse. "Der Markt entwickelt sich weiterhin sehr stark nach oben. Da ist es schwieriger geworden, einzelne Aktien herauszufiltern, bei denen man auf sinkende Kurse setzen kann. Das macht Leerverkäufe riskanter", wie etwa Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies der Frankfurter Goethe-Universität, die aktuelle Lage im Handelsblatt zusammenfasst.

Kurse beruhigen sich

Auf einzelne Aktien hat der Rückzug der Hedgefonds deutlichen Einfluss. Das zeigte sich vor allem bei Varta. Das gesteigerte Handelsvolumen durch die Rückkäufe der Short Seller bescherte der Aktie ein Plus von fast 50 Prozent in nur zwei Wochen. Doch schon kurz darauf gaben die Titel ihre Gewinne wieder ab.

Auch bei Corona-Gewinnern wie dem deutschen Onlinehändler Shop Apotheke oder dem Kochboxlieferanten Hellofresh haben Shortseller aufgegeben. Mittlerweile läuft bei beiden Aktien nur noch jeweils eine Wette. (bpf, 16.2.2021)