Einem Popstar – oder Fußballspieler wie im Bild – steht ein Meer an Farbvarianten zur Verfügung.
Foto: AFP / Franck Fife

Pro
von Bernadette Redl

So manche trifft es schon in jungen Jahren – die Autorin dieser Zeilen eingeschlossen. Wenn also bereits mit zarten 19 Jahren der Ansatz an den Schläfen ergraut, gilt es, eine Entscheidung zu treffen: jetzt mit dem Färben starten und auf ewig dabei bleiben.

Denn weit schlimmer als ein grauer Schopf oder ein kahler Kopf ist ein rauswachsender Haaransatz. Oder: erhobenen Hauptes die Zeichen der Zeit auf dem Kopf tragen.

Wie stilvoll das sein kann, zeigt der Instagram-Account "Grombre" (s.o.), auf dem zahllose Verwandlungen von jahrelangen Färberinnen zu weißbehaarten Frauen zu sehen sind. Aus einer faden, hüftlangen, kastanienroten Mähne, deren Trägerin man wohl auf um die 60 schätzen würde, wird auf dem nächsten Bild eine Frau mit grauem Kurzhaarschnitt, die mindestens 20 Jahre jünger aussieht.

Was zeigt: Die Farbe allein macht nicht das geschätzte Alter aus, es ist der Stolz, mit dem man eine Frisur trägt. Denn nichts ist zeitloser als Selbstbewusstsein.

Kontra
von Ljubiša Tošic

Wenn sich das schütter werdende Haar ohne Aufforderung auch noch weiß verfärbt, wird traurige Gewissheit, dass du langsam in den Sonnenuntergang deines Lebens einbiegst. Das ist, wie es ist.

Die Außenwelt, jugendsüchtig, muss darüber allerdings keine Kenntnis erlangen. Bist du also nicht bereit, dir eine kahle Platte, einen Mückenlandeplatz, schneidern zu lassen, tust du gut daran, dich zu tarnen. Der Akt der Verzweiflung darf natürlich nicht Verbissenheit ausstrahlen.

Zeitgenossen mit steifen, schwarzen, kastenförmigen Haarungetümen sind nur tragische Exemplare störrischer Realitätsverweigerung. Sie ernten nur Lachkrämpfe.

Einem Popstar steht ein Meer an Farbvarianten zur Verfügung. Karottenrot oder Gurkengrün lassen ihn zeitlos exzentrisch wirken.

Den Alltagsmenschen ist der Weg der grellen Pracht jedoch verschlossen. Zu deftig gefärbt macht es dich zum Perückenclown ohne Perücke. Das muss nicht sein. Mach es subtil! (RONDO, 24.2.2021)