Trotz Pandemie mit einem ordentlichen "Fetzen" durch Ebensee.

APA/REINHARD HÖRMANDINGER

Linz – Offenheit gegenüber jenen, die Offenheit verdient haben. Rebellion gegen jene, die etwa langgepflogene Traditionen infrage stellen. Im Salzkammergut, wo Sturheit eine liebenswerte Eigenschaft ist und man stolz darauf ist, das zehnte Bundesland zu sein, lässt man sich nur ungern von den "Großkopferten" etwas auferlegen. Offensichtlich auch in heiklen Zeiten der Pandemie. Obwohl offiziell abgesagt, wollten am Rosenmontag nämlich viele nicht auf den traditionellen "Fetzenzug" durch Ebensee verzichten.

Nur Mahnungen

Etliche ganz besondere Narren zogen – ausgestattet mit aus bunten Stoffresten genähten Kostümen, Holzmasken und Hüten – durch die Straßen. Wobei sich hier die Wahrnehmungen grob unterscheiden: Von polizeilicher Seite wurden am Nachmittag des "Fetzenmontags" zunächst keine Übertretungen der Covid-19-Bestimmungen festgestellt. Lediglich die Abstandsbestimmungen wurden eingemahnt. Anders laut Exekutive dann die Situation zu späterer Stunde. Da standen dem lustigen Treiben die Ausgangsbeschränkungen entgegen, was in 34 Anzeigen gipfelte.

Drei weitere Anzeigen gab es, weil kein Mund-Nasen-Schutz getragen wurde, zwei wegen fehlenden Abstands und eine wegen verbotenen Ausschanks. Zwei Pkw-Lenkern wurde der Führerschein wegen Alkohols am Steuer abgenommen. Bei dem bunten Treiben im Salzkammergut handelte es sich nicht um eine angemeldete Kundgebung. Vielmehr zogen einzelne Gruppen auf eigene Faust los, einige hatten auf Rollen montierte hölzerne Elefanten als Abstandshalter dabei. Solange die Privatpersonen im Freien herumgegangen waren und sich an die Covid-19-Regeln gehalten hatten, sei dagegen nichts einzuwenden gewesen, erläuterte eine Polizeisprecherin auf Anfrage.

"Dutzende Betrunkene"

Gänzlich anders schildern hingegen Augenzeugen das bunte Treiben in Ebensee. So beschreibt eine Mutter, die anonym bleiben möchte, im STANDARD-Gespräch die Situation vor Ort wie folgt: Sie habe am Montag ihre Tochter vom Skifahren am Parkplatz der Feuerkogelbahn abgeholt und "die ganze Straße entlang überall dutzende Betrunkene" – meist ohne Maske, immer ohne Abstand – angetroffen. Es sei "der absolute Horror" gewesen, sie habe vom Seilbahnparkplatz "dreimal so lange" mit dem Auto zurück zur Hauptstraße gebraucht. Ein besorgter Anruf bei der Exekutive habe die Situation dann nicht entschärft. Im Gegenteil: "Der Beamte am Telefon hat nur lapidar gemeint: 'Wir sind nur zu dritt, wir können nicht überall gleichzeitig sein.'" (Markus Rohrhofer, 16.2.2021)