Mit bis zu 70 Prozent liegt die Sterberate unter nicht behandelten Ebola-Erkrankten so hoch wie bei keiner anderen Vireninfektion.

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Die Befürchtung von Wissenschaftern, dass Infektionskrankheiten mit aus dem Tierreich übertragenen Viren künftig immer häufiger auftreten könnten, hat neue Nahrung erhalten. Aus Afrika werden gleich zwei voneinander unabhängige Ausbrüche von Ebola-Epidemien gemeldet: Im westafrikanischen Guinea sollen sich mindestens acht Personen an dem tödlichen Erreger angesteckt haben, vier der Infizierten sind bereits gestorben.

Nur einen Tag später, am Sonntag, wurden aus dem Osten der zentralafrikanischen Demokratischen Republik Kongo (DRC) vier Ebola-Fälle gemeldet, zwei der Angesteckten erlagen der Krankheit. Die beiden Epidemiezentren sind mehrere Tausend von Kilometern voneinander entfernt: Beide waren allerdings bereits in der Vergangenheit Zentren von Ebola-Epidemien. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass die Neuansteckungen nicht aus dem Tierreich, sondern von Menschen stammen, in denen das Virus jahrelang geschlummert war.

Virenwellen werden häufiger

Die Frage soll eine Untersuchung des Virenstamms klären, die allerdings mehrere Tage in Anspruch nehmen wird. Epidemiologen warnen schon seit längerem davor, dass das Vordringen von Menschen in bislang "wilde" Gebiete die Häufigkeit der Übertragung von Viren aus dem Tierreich deutlich steigern könnte – und die Liste der bisherigen Ebola-Ausbrüche bestätigt das. Während in den ersten zwanzig Jahren nach der Entdeckung des Erregers 1997 im Kongo lediglich sieben Epidemien gemeldet wurden, waren es in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehr als 20. Darunter auch die beiden verheerendsten Virenwellen: 2013 in Westafrika, wo sich innerhalb von drei Jahren fast 29.000 Menschen ansteckten und über 11.000 starben; sowie 2018 im Ostkongo, wo dem Virus 2.300 Menschen zum Opfer fielen. Die beiden damaligen Epidemieherde stimmen mit den jetzt gemeldeten exakt überein.

Anfang dieses Monats fand in dem an der Grenze zu Liberia gelegenen guineischen Städtchen Goueké die Beerdigung einer Krankenschwester statt, die vermutlich an Ebola gestorben war. Jedenfalls steckten sich während des Bestattungszeremoniells sieben Menschen mit dem Erreger an. Anders als vor sieben Jahren, als die Epidemie erst mehr als drei Monate nach ihrem Ausbruch identifiziert werden konnte, stand die Diagnose dieses Mal schon zwei Tage nach dem ersten Fall fest. Auch im Kongo reagierten die Behörden prompt und kündigten eine Impfkampagne in der Stadt Butembo an. Dort sollen vom jüngsten Ebola-Ausbruch vor drei Jahren noch 8.000 Dosen des Serums Ervebo gelagert sein.

Impfstoffe und Medikamente

Seit der westafrikanischen Ebola-Epidemie vor sieben Jahren hat die Wissenschaft beachtliche Erfolge erzielt: Derzeit stehen gleich drei Seren zur Verfügung, die außerordentlich wirksam sein sollen. Auch gibt es inzwischen Medikamente, die zumindest die Überlebenschance der Patienten erhöhen: Mit bis zu 70 Prozent liegt die Sterberate unter nicht behandelten Ebola-Erkrankten so hoch wie bei keiner anderen Vireninfektion der Welt.

Auch Guinea soll noch über Impfstoffe von der vergangenen Epidemie verfügen – allerdings bei weitem nicht genug, um einen ausreichenden Anteil der Bevölkerung zu schützen. Da Goueké nahe an der Grenze zu Liberia liegt – dorthin hatte sich der Erreger schon beim letzten Mal stark ausgebreitet –, ist auch die liberianische Regierung alarmiert. Auch dort will die Regierung so schnell wie möglich mit Impfungen beginnen: Soll die Bevölkerung in allen drei der vor sieben Jahren betroffenen Länder geimpft werden, wären dazu mehr als 22 Millionen Dosen nötig.

Covid-19 verdrängt Ebola

Mehrere internationale Hilfsorganisationen beschlossen jüngst, einen Vorrat an 500.000 Dosen von Ebola-Impfstoffen zu halten. Dieser soll mithilfe der globalen Impfallianz Gavi finanziert und in der Schweiz gelagert werden. Derzeit stehe allerdings nur ein Bruchteil dieser Zahl tatsächlich zur Verfügung, heißt es in Genf. Beobachter befürchtet bereits, dass die derzeitige Konzentration der Hersteller von Impfstoffen auf Covid-19-Seren zu einer Vernachlässigung des Schutzes gegen Ebola führen könnte. Doch das gängigste Ebola-Serum Ervebo wird vom US-Pharmakonzern Merck hergestellt, der am Covid-19-Impfstoff-Rennen nicht beteiligt ist. (Johannes Dieterich, 16.2.2021)