Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Allein auf weiter Flur?

Foto: Heribert CORN

Kommenden Sonntag findet der Frühjahrstermin des Gender-Pay-Gap statt. Ganzjährig vollzeitbeschäftigte Frauen müssen demnach symbolisch für das Gehalt, das vollzeitbeschäftigte Männer bereits mit Ende 2020 erhielten, noch bis 21. Februar weiterarbeiten. Die Zahlen, auf die sich das internationale Frauennetzwerk Business and Professional Women (BPW) stützt, stammen allerdings aus dem Jahr 2019, also von vor der Corona-Krise, die "dramatische Auswirkungen auf Frauen hat", wie BPW in einer Aussendung zum Gender-Pay-Gap erklärt.

Das zeichnet sich zunehmen auch deutlich ab. Frauen arbeiten zwar in krisensicheren Jobs wie dem Gesundheitsbereich oder dem Lebensmittelhandel, deren Notwendigkeit sich gerade in den vergangenen zwölf Monaten gezeigt hat. Vor Erwerbsarbeitslosigkeit und niedrigen Einkommen schützt das Frauen dennoch nicht. Im Gegenteil: Ihre Probleme auf dem Arbeitsmarkt könnten sich noch verstärken. Ein Grund liegt in der unbezahlten Arbeit innerhalb der Familie, der Frauen mehr Stunden als Männer nachgehen.

Christine Mayrhuber, Expertin am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo), machte kürzlich darauf aufmerksam, dass Frauen mit niedriger Qualifikation und Betreuungspflichten nun besonders unter Druck kommen. Frauen mit maximal Pflichtschulabschluss verzeichneten etwa im November 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von 6,9 Prozent, während der Anstieg bei Männern bei 4,3 Prozent lag.

Jobverluste in Frauenbranchen

Der stärkste Rückgang der Frauenbeschäftigung im Vergleich zum Vorjahr wurde in der durchschnittlichen Betrachtung des Zeitraums März bis Dezember 2020 in den Sektoren Beherbergung und Gastronomie mit 21,6 Prozent verzeichnet, im Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung mit 7,7 Prozent sowie bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen mit 6,7 Prozent.

Seit nunmehr einem Jahr machen Expert*innen auf diese Entwicklungen aufmerksam. Trotzdem seien bisher keine Maßnahmen getroffen worden, die die weitere Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation für Frauen bremsen könnten, sagt Mayrhuber. So hätten von der Kurzarbeit vorwiegend Männer profitiert, während Frauen ihren Job ganz verloren hätten. Dass Frauen bisher weniger von der Kurzarbeit als joberhaltendem Instrument profitierten, zeigt eine parlamentarische Anfrage der SPÖ an das Arbeitsministerium: Im Zeitraum Juli bis September 2020 wurden demnach von den nach Geschlecht zuordenbaren Budgetmitteln circa 715 Millionen Euro für Frauen und 1.200 Millionen Euro für Männer für die Kurzarbeit aufgewendet. Für spätere Monate liegen noch keine Daten vor.

Gleichstellungsrückschritte

37 Prozent der Mittel für Kurzarbeit gingen demnach an Frauen, 63 Prozent an Männer, Frauen haben in diesem Zeitraum um fast eine halbe Milliarde Euro weniger von der Kurzarbeit profitiert, rechnet die SPÖ vor. Für SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek ein klares Zeichen, dass die Pandemie die Gleichberechtigung zurückwirft. Die Maßnahmen der Regierung würden für Frauen nicht greifen, kritisiert sie. Die Chance auf eine zeitnahe und deutliche Verringerung der Lohnschere wird voraussichtlich in weite Ferne rücken. (beaha, 17.2.2021)