Die italienische Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti ging 2015 als erster Mensch, der im All Espresso trank, in die Geschichte ein. Heute setzt sie sich für ein inklusiveres Astronautenprogramm ein.

Foto: Esa

Paris – Zum ersten Mal seit elf Jahren sucht die Europäische Weltraumorganisation (Esa) wieder nach Astronauten – und diesmal vor allem auch nach Astronautinnen. Denn die nächste Generation von Raumfahrern soll so vielfältig wie nie zuvor sein, wenn es um Geschlecht, sexuelle Orientierung oder auch körperliche Beeinträchtigungen geht. Details zum "Call for Astronauts" gab die Esa am Dienstag bei einer Pressekonferenz bekannt.

Die Esa sucht erstmals nach zwei verschiedenen Kategorien von Astronauten: Karriereastronauten und Reserveastronauten. Von Ersteren sollen vier bis sechs ausgewählt werden – sie sollen als fixe Mitarbeiter der Esa reguläre Weltraumflüge übernehmen. Weiters werden bis zu 20 Reserveastronauten gesucht, die bei ihrem jetzigen Arbeitgeber beschäftigt bleiben und von der Esa vorübergehend für einzelne Missionen angefragt werden.

Die künftigen Astronauten sollen unterschiedliche Destinationen bereisen. Zunächst stehen in den nächsten fünf bis zehn Jahren Reisen zur Internationalen Raumstation ISS auf dem Programm. Weiters sollen im Rahmen des Gateway-Programms Langstreckenweltraumflüge, die weiter als die Reise zum Mond sind, unternommen werden. Zu den langfristigeren Destinationen zählen Mond und Mars.

Vielfalt als Chance

Um die Diversität zu fördern, werden vor allem Frauen ermutigt, sich als Astronautinnen zu bewerben. "Vielfalt ist für uns keine Last", sagte der noch amtierende Esa-Generaldirektor Jan Wörner. "Vielfalt hilft uns, die Dinge besser zu machen." Weiters plant die Esa, erstmals Astronauten mit einer körperlichen Beeinträchtigung zur ISS zu bringen. Vorbereitende Studien laufen bereits, auch in Zusammenarbeit mit dem Komitee der Paralympischen Spiele.

"Wir Menschen wurden nicht dafür geboren, in den Orbit zu fliegen. Wenn es um Raumfahrt geht, sind wir also alle behindert", sagte die langjährige Esa-Astronautin Samantha Cristoforetti. "Es ist die Technologie, durch die Raumfahrt möglich wird. Wir müssen diese Technologie nun anpassen, damit Raumfahrt auch für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen möglich wird."

Ab 31. März und bis zum 28. Mai ist eine Bewerbung online möglich. Neben Lebenslauf und Motivationsschreiben müssen etwa medizinische Zertifikate eingereicht werden. Die Esa erwartet mehrere Tausend Bewerber, in einem 18-monatigem Auswahlverfahren sollen die Geeignetsten gefunden werden. Für jene, die es nicht in den Orbit schaffen, hat die Leiterin für Talentakquise, Lucy van der Tas, tröstende Worte: "Es gibt auch noch andere interessante Jobs bei der Esa." (trat, 16.2.2021)