Langeweile im Stangenwald.

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Möge der Bessere gewinnen! Kaum ein Wunsch wird vor einem sportlichen Wettkampf häufiger ausgesprochen. Es ist der Wunsch nach Fairness, der Wunsch nach Gerechtigkeit. Der Beste möge für seine Leistung belohnt werden. Wer einen sportlichen Wettkampf organisiert, steht in der Pflicht, faire Rahmenbedingungen zu schaffen, um nicht die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse zu riskieren. Der internationale Skiverband (Fis) ist an dieser Herausforderung bei der Weltmeisterschaft in Cortina d'Ampezzo gescheitert.

Nächstes Sorgenkind

In den Parallelrennen am Dienstag gab es keine Chancengleichheit. Das fiel den TV-Zusehern auf, das fiel den Profis auf, und nach dem Rennen musste es auch Rennchef Markus Waldner zugeben: "Es war nicht fair. Wir sind nicht glücklich." Man lerne aber mit jedem Rennen dazu. Wunderbar, aber eine Weltmeisterschaft ist nicht der Ort für einen Lernprozess. Mit der Kombination und dem Teambewerb hat die Fis bereits zwei Sorgenkinder im Programm. Nun hat man sich ein weiteres geschaffen.

Es ist kein Wunder, dass Stars wie Alexis Pinturault oder Mikaela Shiffrin in Cortina einen Bogen um die Parallelrennen gefahren sind. Der sportliche Wert ist mager, und dass man Katharina Liensberger mit Verspätung zur Weltmeisterin erklärt hat, setzt dem Ganzen die Krone auf. Offensichtlich hat nur der Österreichische Skiverband das Reglement gelesen. Zur Erinnerung: Wir reden von einer Weltmeisterschaft, also dem Flagshipstore des Skisports.

Keine Werbung

Nein, so lässt sich für den professionellen Skisport keine Werbung machen. Und Werbung könnte er ganz gut gebrauchen. Bereits vor Jahren hieß es, dass die olympische Bewegung manche alpine Disziplin lieber heute als morgen aus dem Programm streichen würde. Die Organisation ist mühsam, die Durchführung wetterabhängig, und einen Berg braucht man auch noch. Das schließt – kleiner Scherz – Katar als Austragungsort von Winterspielen aus.

Der Skisport gerät nicht nur durch den Klimawandel in Bedrängnis. Er versucht dem drohenden Bedeutungsverlust mit neuen Formaten entgegenzuwirken. Alles soll schneller, kompakter, griffiger werden. Das ist legitim und nicht zu vermeiden. Noch fehlt der Fis aber die zündende Idee. Parallelrennen waren schon auf dem Snowboard nicht der große Bringer. Und sie haben auch Cortina keinen Mehrwert gebracht. Im Gegenteil, die WM-Premiere war Skisport zum Abgewöhnen. (Philip Bauer, 17.2.2021)