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Die Journalistin Priya Ramani nach einem Gerichtstermin im Jahr 2019.

Foto: AP / File Photo

Im Oktober 2017 erschien in der indischen "Vogue" ein Artikel mit dem Titel "An die Harvey Weinsteins dieser Welt". Darin beschrieb die Journalistin Priya Ramani ihre Erlebnisse mit einem männlichen Vorgesetzten am Anfang ihrer Karriere. Dieser habe sie zu einem Vorstellungsgespräch in sein Hotelzimmer geladen und dort versucht, ihr näher zu kommen. Der Mann sei zwanzig Jahre älter als sie gewesen und eine prominente Figur im indischen Journalismus, schrieb Ramani damals. Einen Namen nannte sie nicht.

21 Frauen betroffen

Doch ein Jahr später, als die #MeToo-Bewegung Indien erreichte, teilte sie den Artikel auf Twitter und outete den Mann. "Ich habe diesen Text mit meiner Geschichte über M. J. Akbar begonnen. Ich habe seinen Namen nicht genannt, weil er nichts 'getan' hat. Aber viele Frauen haben schlimmere Geschichten über dieses Raubtier – vielleicht wollen sie sie teilen." Daraufhin traten 21 Frauen, die laut eigenen Angaben von Akbar belästigt oder vergewaltigt worden waren, an die Öffentlichkeit.

Rücktritt wegen Rechtsstreits

Der Medienunternehmer und spätere Politiker Akbar ist Gründer einer ganzen Reihe von Blättern, darunter "India Today", "Headlines Today," "The Asian Age" und "Deccan Chronicle". Zu dem Zeitpunkt, als Ramani die Vorwürfe gegen ihn öffentlich machte, war er Parlamentsabgeordneter und Außenminister unter Indiens Premier Narendra Modi. In Reaktion auf den Skandal trat er zurück – um sich dem Rechtsstreit gegen die "substanzlosen und wilden" Vorwürfe zu widmen.

"Würde einer Frau ist wichtiger als Ruf eines Mannes"

Bereits am nächsten Tag reichte Akbar eine Verleumdungsklage gegen Ramani – und nur gegen sie – ein. Im Falle einer Verurteilung droht bei Verleumdung in Indien eine zweijährige Haftstrafe. Nach zweieinhalb Jahren Gerichtsverhandlung wurde Ramani am Mittwoch nun freigesprochen. Der Ruf eines Mannes sei nicht höher einzustufen als die Würde einer Frau, argumentierte der Richter den Freispruch. "Ich hoffe, diese Entscheidung ermutigt andere Frauen, ihre Stimmen zu erheben", sagte Ramani Reportern vor dem Gerichtsgebäude in Neu-Delhi. (rio, 17.2.2021)