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Manche Geräusche aus der Nachbarwohnung sind leicht zu identifizieren, andere geben Rätsel auf.

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Kennen Sie das? Immer abends um ungefähr die gleiche Zeit kommt aus der Nachbarwohnung so ein Geräusch. Bei uns ist es eine Art Quietschen, das ungefähr drei Sekunden lang andauert, erst laut ist und dann leiser wird. Seit jeher rätseln wir, was das sein könnte. Ein alter Wasserhahn, ist meine Vermutung. Andere, die hier mit mir leben, glauben eher an einen Vorhang, der auf einer Metallschiene auf- und zugezogen wird.

Die meisten Laute sind ja prinzipiell leicht zu identifizieren, etwa eine schleudernde Waschmaschine, übers Parkett laufende Kinder oder ein vibrierendes Handy, das auf einem harten Untergrund liegt. In manchen Häusern ist es sogar möglich, die Toilettengewohnheiten der Nachbarn zu kennen, ohne ihnen persönlich je begegnet zu sein.

Monotones Brummen

Doch jetzt in der Pandemie, in der die meisten Menschen viel mehr zu Hause sind, werden die Geräusche mehr – und auch die Zwischentöne wahrnehmbar. In Mehrparteienhäusern ergeben sich nun so manche geräuschvolle Rätsel. Denn erstens sind die Nachbarn öfter daheim, um sie von sich zu geben. Zweitens ist man selbst auch häufiger da, um die Geräuschkulisse vollumfänglich zu bemerken.

Bei uns gibt es da auch noch dieses monotone Brummen mit kurzen Abständen dazwischen, das an den Tagesrandzeiten in unserem Wohnzimmer zu hören ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass hier drumherum irgendwo eine Person wohnt, die gern lange schläft, früh ins Bett geht und inbrünstig schnarcht.

Lautes Geschnarche

Erfahren werden wir es wohl nie, denn erstens ist es wahnsinnig schwer zuzuordnen, aus welcher Richtung die Laute kommen. Und selbst wenn wir die Nachbarn eines Tages besser kennenlernen: Nach einem quietschenden, alten Wasserhahn kann man gut fragen, nach lautem Geschnarche wohl eher nicht. (Bernadette Redl, 26.3.2021)