Pablo Hasél – die Festnahme des linken Rappers war der Grund für Proteste und Ausschreitungen in mehreren spanischen Städten.

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So wie mit der Mode die Torheit kommt, hängt an Majestäten die Beleidigung wie ein Schatten. Die Überheblichkeit gekränkter Mächtiger ist selbst in Demokratien noch zu spüren: Wird Unangenehmes behauptet, werden Klagen angedroht.

Der spanische Rapper und Aktivist Pablo Hasél hat in seiner Heimat den Watschenbaum schon öfter angerufen – und wurde erhört. Er nannte Vertreter des spanischen Königshauses Parasiten, den König im Ruhestand, Juan Carlos I., einen Dummkopf, einen Mafioso und Anführer einer kriminellen Vereinigung: Das bescherte ihm eine Anklage wegen Majestätsbeleidigung, dafür kassierte er neun Monate Haft.

Nachdem er diese am Dienstag nicht freiwillig angetreten hatte, rückte die Polizei aus, um den in der Universität von Lleida verschanzten Rapper abzuholen. Dabei kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen in mehreren spanischen Städten, Tausende gingen aus Solidarität am Dienstag- und Mittwochabend auf die Straße.

Weinernte in Frankreich

Hasél heißt mit bürgerlichem Namen Pablo Rivadulla Duró, ist 32 Jahre alt und hat aufgrund seiner politischen Aktivitäten auf und neben der Bühne bereits zweieinhalb Jahre in spanischen Gefängnissen gesessen – weil er 2011 die spanische Demokratie eine Hure schimpfte, 2014 in einem Lied verurteilte Mitglieder linker Terrorverbindungen gepriesen und Mitglieder der rechtspopulistischen Platform for Catalonia angegriffen hat. 2016 attackierte er einen ihm unliebsamen Journalisten und 2020 einen Zeugen in einem Polizeiprozess.

Hasél fühlt sich vom spanischen Staat verfolgt; aufgrund seiner Verurteilungen finde er schwer Arbeit, zuletzt soll er in Frankreich bei der Weinlese gearbeitet haben, weil er in Spanien keinen Job bekommt.

Prominente Unterstützer

Haséls polarisierender Fall hat in Spanien eine Diskussion über Meinungsfreiheit ausgelöst – mit ersten Folgen. Strafrechtliche Verfolgung wegen "verbaler Exzesse im Rahmen künstlerischer, kultureller oder intellektueller" Arbeit soll aufgehoben werden. Über 200 Kulturschaffende wie Regisseur Pedro Almodóvar oder Schauspieler Javier Bardem (No Country for Old Men ...) haben eine Petition für die Freilassung Haséls unterschrieben. Schon 2018 floh der spanische Rapper Valtònyc aufgrund ähnlicher Vorwürfe außer Landes.

Unterstützung erfährt Hasél von der mitregierenden Linkspartei Podemos, die die Festnahme des Rappers als Schande bezeichnet hat. (Karl Fluch, 17.2.2021)