Knapp 200 Mitarbeiter sind im Pavillon 17 auf der Baumgartner Höhe in Wien für Lifebrain tätig und analysieren rund um die Uhr PCR-Tests.

Foto: ho/lipiarski

Die Nachbarn schauen in diesen Tagen mit Interesse nach Österreich. Nicht dass die Infektionszahlen so gut wären, die scheinen auf hohem Niveau eingefroren. Aufmerksamkeit erregt vielmehr die Teststrategie, die neuerdings zur Bekämpfung der Pandemie hierzulande verfolgt wird.

Nach Angaben des in Stockholm beheimateten Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten liegt Österreich im Vergleich der EU-27 bei Corona-Testungen mit 10.800 Tests pro 100.000 Einwohner auf Platz drei. Nur Zypern und Dänemark testeten Anfang Februar noch mehr. Seit am Montag mit negativem Corona-Test in Österreich auch Friseurbesuche wieder möglich sind, hat sich die Dynamik bei den Testnachfragen deutlich verstärkt.

Arbeit rund um die Uhr

Das spürt man auch in Österreichs größtem Covid-19-PCR-Labor in der Klinik Penzing. Auf der Baumgartner Höhe hat sich im vorigen Herbst in Pavillon 17 die Firma Lifebrain eingemietet. Den ganzen Tag kommen Proben herein. Analysiert wird rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. "Sonst würden wir das nie schaffen", sagt Michael Havel, CEO und Co-Gründer der Lifebrain Group, dem STANDARD.

Michael Havel, CEO und Co-Gründer von Lifebrain.
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Lifebrain ist in Italien groß geworden und zählt zu den maßgeblichen Anbietern klinischer Labordiagnostik. Der Ableger in Österreich sei nicht vorgesehen gewesen, obwohl der Firmensitz immer Wien war. "Wir hatten und haben in Italien genug zu tun", sagt Havel. Der inzwischen 66 Jahre alte Wiener war viele Jahre Herzchirurg am AKH in Wien, bis er die Lust verlor. Er gründete mit Investoren die Laborgruppe Futurelab, verkaufte sie mit Gewinn und stieg mit Lifebrain 2013 in den italienischen Markt ein.

Die dortige Laborlandschaft war stark zersplittert, die Konsolidierung anders als in Resteuropa noch wenig fortgeschritten. "Wir haben in sechs Jahren 300 Firmen gekauft," sagt Havel. Nach einer Tarifreform seien viele kleinere Labors unter Druck geraten, was Zukäufe in der Zeit begünstigt habe. Ähnlich zersplittert wie in Italien sei die Laborlandschaft am Kontinent nur noch in Griechenland.

"Es gab großen Mangel an PCR-Testungen"

Warum Lifebrain nun doch in Österreich aktiv wurde? "Weil ich gesehen habe, dass es einen großen Mangel an PCR-Testungen gibt, und weil ich dagegen bin, dass sich Leute eine goldene Nase verdienen, indem sie pro Test, der vielleicht zehn Euro kostet, bis zu 180 Euro verlangen", sagt Havel. "Ich habe zu Peter Hacker (Wiener Gesundheitsstadtrat, SPÖ, Anm.) gesagt: Wenn du willst, baue ich ein Großlabor her, gib mir einen Platz."

Zumindest drei Jahre könne das Großlabor, das seine Kapazität gerade auf 50.000 pro Tag erhöht, im Pavillon 17 bleiben. In das Gebäude hat Lifebrain an die 13 Millionen Euro gesteckt. Pro Stockwerk mussten 40 Kilometer Datenleitungen verlegt werden. Binnen acht Wochen wurden 190 Mitarbeiter eingestellt, weiter 100 sollen folgen.

Umsatz steigt und steigt

"Als Best- und Billigstbieter haben wir eine riesige Ausschreibung der Bundesbeschaffungsagentur für PCR-Testungen gewonnen, die Stadt Wien schickt auch alles zu uns", sagt Havel. Auch die Corona-Testkits, die in Filialen der Drogeriemarktkette Bipa bezogen und ebendort abgegeben werden können, landen zur Analyse im Pavillon 17.

Was den erwarteten Umsatz betreffe, sei man laufend am Anpassen. Havel: "Wir haben heuer vorsichtig mit 15 Millionen Euro kalkuliert, es wird aber signifikant mehr." 2020 hat die Unternehmensgruppe, die bisher nur in Italien tätig war, 300 Millionen Euro umgesetzt, 30 Prozent mehr als im Jahr davor. Heuer sollen es insgesamt 350 Millionen werden. Havel selbst ist an Lifebrain noch mit fünf Prozent beteiligt, Mehrheitseigner der Laborkette ist inzwischen Investindustrial, der größte Private-Equity-Fonds Italiens. (Günther Strobl, 18.2.2021)