Im Jahresschnitt 2020 wurden in Wien rund 40 Prozent weniger Öffi-Fahrgäste gezählt.

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Wien – Bei den Wiener Linien hat es im vergangenen Jahr wie erwartet einen massiven Einbruch der Fahrgastzahlen aufgrund der Coronavirus-Krise gegeben. Im Jahresschnitt wurden rund 40 Prozent weniger Benutzer gezählt. Laut Wiener Linien waren 2020 rund 574 Millionen Fahrgäste mit U-Bahn, Bim und Bus unterwegs. Vor allem im ersten Lockdown im Frühjahr war der Rückgang enorm, dieser betrug bis zu 80 Prozent. Im November musste mit laufenden Verschärfungen ein Minus von rund 60 Prozent hingenommen werden.

Weniger Fahrgäste bedeuten naturgemäß auch Einbußen bei den Ticketerlösen: Dieses Minus machte 2020 rund 110 Millionen Euro aus, wie der für Öffis zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) am Donnerstag sagte. Zurückzuführen ist das auch auf ausbleibende Touristen, die die Mehrzahl der Einzelkarten kaufen. Die Stadt Wien erhöht den Betriebskostenzuschuss um 75 Millionen Euro. Die restlichen 35 Millionen Euro sollen die Wiener Linien durch Kosteneinsparungen sowie die Verschiebung mehrerer Projekte auf kommende Jahre aufbringen. Die Einsparungen bei den Nacht-U-Bahnen, die seit dem ersten Lockdown im März nicht mehr unterwegs sind, machen aber etwa nur rund fünf Millionen Euro aus, wie Günter Steinbauer, der Geschäftsführer der städtischen Verkehrsbetriebe, ausführte.

365-Euro-Jahresticket bleibt zumindest bis 2022

Bei den Jahreskarten musste im Vergleich zum Rekord von 2019, als 852.000 Tickets gezählt werden konnten, im vergangenen Jahr ein Minus von 33.000 Karten hingenommen werden. Die aktuell 819.000 Jahreskartenbesitzer sind damit in etwa auf dem Niveau des Jahres 2018.

Hanke stellte klar, dass der Preis für das 365-Euro-Jahresticket (bei Einmalzahlung) vorerst bleibt – und zwar zumindest bis 2022. "Dass es da oder dort zukünftig zu Erhöhungen kommt, kann ich nicht ausschließen", meinte er.

Interessant ist, dass sich der Mobilitätsmix in Wien im abgelaufenen Corona-Jahr deutlich verschoben hat. "Erfreulich" ist laut Hanke, dass sich bei der Wahl der Verkehrsmittel der Anteil der Pkw-Nutzung im Modal Split mit 27 Prozent im Vergleich zu 2019 nicht erhöht hat. Der Anteil der Öffi-Fahrten ging hingegen von 38 auf 27 Prozent deutlich zurück. Profitieren konnte der Anteil bei den Fußgängern (von 28 auf 37 Prozent) und den Radfahrern (von sieben auf neun Prozent).

Bilanz wurde auch über die Maskenpflicht in den Öffis gezogen: Seit Juli des Vorjahres wurden insgesamt 380 Fahrgäste, die sich nicht an die Vorgaben hielten, bestraft. Sie mussten 50 Euro Strafe zahlen.

U-Bahn-Pläne in Graz

Während in Wien im Jänner die Bauarbeiten für das neue U2/U5-Linienkreuz bereits richtig durchgestartet sind, werden auch in Graz wieder Pläne für einen möglichen U-Bahn-Bau gewälzt. Während solche vor mehr als 20 Jahren in der Schublade verschwanden, wurde am Donnerstag von der schwarz-blauen Koalition in der Stadt eine neue Studie eines externen Expertenteams präsentiert: Die Experten, die mehrere Verkehrsvarianten durchrechneten, bezeichneten den Bau von zwei unterirdischen Linien als "hervorragendes Nutzen-Kosten-Verhältnis". Eine M1 soll vom UKH in Eggenberg zum Berliner Ring führen, eine M2 von Gösting bis Webling. Treffen sollen sie sich am Jakominiplatz.

Knackpunkt ist die Finanzierung: Allein die Erstinvestitionen würden 3,3 Milliarden Euro ausmachen. Früheste Eröffnung der M1 wäre 2030. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) meinte: "Wir brauchen den großen neuen Wurf." Er sei aber auch offen für andere Ideen: Die Grünen führten einen S-Bahn-Ring ins Treffen. (David Krutzler, 18.2.2021)