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Sucharit Bhakdi in der Servus-TV-Reportage "Geächtet und ausgegrenzt – Die Corona-Kritiker" – zu sehen am Donnerstag, 18. Februar, um 21.10 Uhr auf Servus TV.

Foto: Servus TV/Picturedesk

Eines möchte TV-Produzent Andreas Mannsberger gleich vorausschicken: Er habe im November selbst eine Corona-Erkrankung gehabt, und er gehöre sicher nicht zu den Verharmlosern des Virus: "Ich habe gemerkt, dass es nicht einfach eine Grippe ist", sagt Mannsberger: "Ich bin ein mittelsportlicher Mensch, habe keine Vorerkrankungen und hatte trotzdem mit der Lunge zu kämpfen, hohes Fieber und Erbrechen." Auch heute, zwei Monate später, habe er noch Probleme mit dem Geruchssinn, erzählt er: "Ich bin niemand, der zweifelt, ob es diese Krankheit überhaupt gibt."

Donnerstag auf Servus TV

Dass es diese Krankheit nicht gebe, dass sie harmlos und mit einer Grippe vergleichbar sei und dass die Maßnahmen der Regierung dagegen völlig überzogen seien, behaupten nach wie vor viele. Einer davon ist der pensionierte deutsche Arzt Sucharit Bhakdi, der im Windschatten seines Buches "Corona Fehlalarm?" zur Ikone der Corona-Leugner und -Verharmloser avanciert ist und der erst Ende Jänner mit einer Videobotschaft für die Corona-"Querdenker"-Demo in Wien mobilisiert hatte. Bhakdi ist einer der Protagonisten der Reportage, die Andreas Mannsberger mit seiner Mabon Film für Servus TV produziert hat. Servus TV zeigte "Geächtet und ausgegrenzt – Die Corona-Kritiker" am Donnerstag, 18. Februar, um 21.10 Uhr (Dieser Artikel erschien vor dem Sendetermin).

Bhakdi gewünscht

Bhakdi sei aber "nur kurz drin", sagt Mannsberger, weil sich das Servus TV gewünscht habe. Der Sender von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, der selbst ein großer Bhakdi-Fan sein soll, habe den heftig umstrittenen ehemaligen Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie über viele Monate hinweg begleitet, interviewt und regelmäßig zum "Corona-Quartett" eingeladen. "In Deutschland hat er keine Stimme mehr", so Mannsberger. Aber bei Servus TV bekommt er sie. Bhakdi sagte etwa im Herbst, dass es keine zweite Corona-Welle geben werde, die Pandemie vorbei sei und die Bevölkerung doch die Masken abnehmen solle. Bhakdi wurde im Dezember 2020 mit dem Schmäh- und Satirepreis "Goldenes Brett vorm Kopf" für den größten wissenschaftlichen Unfug bedacht.

Servus TV hat sich in den letzten Monaten unter seinem Intendanten Ferdinand Wegscheider und dessen Satireformat "Der Wegscheider" als Speerspitze der Corona-Protestbewegung positioniert. Dementsprechend habe der Sender auch die inhaltliche Stoßrichtung für die Reportage vorgegeben, sagt Mannsberger, und Interviewpartner vorgeschlagen. Wichtig sei der Redaktion gewesen, dass etwa auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vorkomme, der in einem Interview vor der Gefahr gewarnt hatte, dass sich aus dem Umfeld der AfD und der "Querdenker"-Bewegung heraus "in Deutschland ein Corona-Mob oder eine Art Corona-RAF bilden könnte".

Sönnichsen und Rösch

Zu Wort kommen in der Reportage – sie vorab zu sehen war nicht möglich – laut Presseaussendung etwa noch Andreas Sönnichsen vom Zentrum für Public Health der Med-Uni Wien, von dessen Corona-Aussagen sich die Med-Uni Wien bereits distanziert hat und der kürzlich in einem "Offenen Brief", der im "Kurier" als Inserat abgedruckt wurde, vor "Zwangsimpfungen" warnte, oder die Medizinerin und Corona-Verharmloserin Konstantina Rösch, die regelmäßig auf Corona-Demos auftritt und ins Visier der Ärztekammer geriet. Aber auch der langjährige Journalist der "Süddeutschen Zeitung", Heribert Prantl, der sich zuletzt besorgt über die Grundrechte in Deutschland gezeigt hatte.

Mannsberger: Diskurs zulassen

Mannsberger betont, dass mehr Kritiker der Regierungsmaßnahmen Gehör finden müssten, denn solche Stimmen sehe er im medialen Sog unterrepräsentiert: "Der fehlende Diskurs führt zu Radikalisierung. Für eine demokratische Gesellschaft ist das nicht das Beste." Seine Reportage leiste hier einen Beitrag. In Österreich sei es sehr schwierig gewesen, Politiker zu finden, die etwas dazu sagen. "Auch die Ärztekammer hat abgelehnt, für eine Servus-TV-Reportage mit uns zusammenzuarbeiten", so Mannsberger. Schlussendlich wurde dann aber doch die Vizepräsidentin der Ärztekammer Burgenland interviewt.

Die Reportage werfe auch einen Blick auf die Corona-Demos, so Mannsberger: Dort versammelten sich nicht nur Identitäre und Neonazis, sondern auch sehr viele Menschen, die um ihre Existenz bangen oder um ihre Grundrechte kämpfen, sagt der Produzent. Rechte und rechte Parteien wie die FPÖ würden Corona für ihre Zwecke instrumentalisieren, aber: "Wo bleibt die Linke?", fragt Mannsberger, wenn es etwa um die Einschränkung der Grundrechte gehe. "Eine andere Meinung als die, die vom Gesundheitsministerium vorgegeben wird, ist nicht erwünscht."

Verwerfungen

Da die Pandemie wohl noch länger dauern werde, wünsche sich Mannsberger mehr "Offenheit, Klarheit und Eigenverantwortung, indem man die Leute aufklärt". Sonst würde sich eine noch größere Protestbewegung formieren, die sich überhaupt nicht mehr an die Maßnahmen halte: "Das ist sicher nicht das Optimum für die Krankheit." Und: "Es könnte zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen kommen, die man sich nicht einmal vorstellen kann." Eine vollkommene Lockerung würde aber auch er aufgrund der derzeitigen Infektionszahlen nicht begrüßen. Was er sich wünsche, sei mehr Flexibilität – etwa im Gastro- und Fitnesscenterbereich. (Oliver Mark, 18.2.2021)