Touristen werden noch länger ausbleiben. Darauf stellen sich frühere Airbnb-Vermieter nun ein.

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Wie wird sich Corona auf unser Wohnen auswirken? Diese Frage beschäftigt die Immobilienbranche seit bald einem Jahr. Und darum ging es auch bei der Präsentation eines Wohnungsmarktberichtes des Maklerunternehmens EHL Immobilien und des Bauträgers Buwog.

Run auf Balkone

Manche Auswirkungen sind längst bemerkbar. Da wäre das Offensichtliche: Freiflächen wie Garten, Balkon oder Terrasse waren schon vor Corona begehrt. Seit dem ersten Lockdown sind sie aber noch einmal in der Gunst der Wohnungssuchenden gestiegen. Auch Urban Gardening, bei dem Bewohner und Bewohnerinnen eines Hauses selbst garteln können, werden künftig an Bedeutung gewinnen, ist man bei der Buwog überzeugt. Landflucht sieht man bei EHL aber keine.

Noch eine Auswirkung: In vielen Unternehmen wird Homeoffice noch länger die Devise sein. Auch dafür wünschen sich Wohnungssuchende mehr Platz. Ein eigenes Zimmer geht sich zwar oft nicht aus. Aber zumindest eine Nische, in der ein Schreibtisch Platz hat, wird gewünscht. Daher werden flexible Grundrisse immer wichtiger, erklärte Sandra Bauernfeind, Wohnimmobilien-Expertin bei EHL. Für Mikrowohnungen wird es da eng.

In manchen Wohnhäusern der Buwog kann man sich Büroräume für das Homeoffice mieten. Auch Fitnessräume würden derzeit einen entsprechenden Mehrwert bieten, so Daniel Riedl, für das Buwog-Geschäft in Österreich zuständiges Vorstandsmitglied der Vonovia.

Zurück auf dem Mietmarkt

Das ohnehin nicht so geringe Angebot für Mieterinnen und Mieter könnte sich durch die Corona-Krise noch einmal vergrößern: Bei EHL Immobilien schätzt man, dass rund 10.000 Wohnungen in Wien in den letzten Jahren dem regulären Mietmarkt entzogen wurden und auf Plattformen wie Airbnb oder Wimdu an Urlauber und Geschäftsreisende vermietet wurden. Weil diese nun ausbleiben, landen die Wohnungen wieder am regulären Mietmarkt. Und auch das eine oder andere Büro- oder Hotelprojekt, das sich in Planung befindet, könnte angesichts der Corona-Krise doch noch zum Wohnhaus werden.

Nach 19.000 Fertigstellungen im Vorjahr werden 2021 mit ca. 17.000 etwas weniger Wohnungen fertig. Zu Jahresanfang wurden diesbezüglich noch weitaus niedrigere Zahlen kommuniziert. Allerdings habe es seither Nachmeldungen gegeben, so Bauernfeind. Die Pandemie habe die Zahl der Fertigstellungen im Vorjahr jedenfalls nicht beeinflusst, auch wenn es eine "Schrecksekunde" gegeben habe, als die Baustellen kurz stillstanden.

Neue Wohnträume

Bei der Buwog rechnet man Corona-bedingt aber nun mit Verzögerungen bei Bau- und Widmungsverfahren. Die Kaufpreise dürften heuer mit vier Prozent stärker steigen als die Mieten mit 1,5 Prozent, weil das Angebot bei Eigentumswohnungen begrenzt ist.

Letztendlich wird sich die Corona-Pandemie wohl weniger auf das Wohnen, sondern mehr auf die Wohnträume auswirken. In einer riesigen Wohnung lässt sich ein Lockdown besser aushalten als in der Mikrowohnung. Aber die muss man sich halt erst einmal leisten können. (Franziska Zoidl, 18.2.2021)