Laura Richardson im April bei der Besichtigung eines Corona-Lazaretts.

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Washington – Die Führungsebene im Pentagon war sich offenbar sicher: Wer nicht weiß und kein Mann sei, würde bei Donald Trump hinsichtlich einer Militärkarriere kaum auf Zustimmung stoßen. Daher, so hat der frühere Verteidigungsminister Mark Esper nun der "New York Times" erklärt, habe man bewusst die Beförderung zweier Frauen in die Führungsebene des Militärs verzögert. Er und der Vorsitzende des Vereinigten US-Generalstabs, Mark Milley, so Esper, seien sich einig gewesen: Hätte Trump von den Plänen zur Beförderung erfahren, wären Jacqueline D. Van Ovost und Laura J. Richardson zum Politikum geworden – und ihre Karrieren in einer Sackgasse verlaufen.

Nun aber plant das von der Joe-Biden-Regierung neu besetzte Pentagon doch deren Beförderung. Van Ovost ist schon bisher die einzige Vier-Sterne-Generalin im Dienst des US-Militärs. Sie soll unbestätigten Berichten zufolge künftig die Leitung des Transportkommandos übernehmen. Laura Richardson soll demnach ebenfalls vier Sterne erhalten und danach das Southern Command führen – also jenen Teil des Militärs, der die Aktivitäten in Lateinamerika leitet.

Esper betont laut der "New York Times", man habe bereits im Sommer gewusst, dass die beiden Frauen die am besten geeigneten Kandidatinnen für die zwei offenen Posten seien, "aber wir wollten nicht, dass sie aufs Abstellgleis gestellt werden, nur weil ich sie empfohlen hätte oder weil irgendjemand im Verteidigungsministerium auf die Idee gekommen wäre, dass es sich bei der Bestellung um ein politisches Manöver handeln würde".

Ungutes Verhältnis

Esper spielt damit auch auf seine eigene Situation an. Er war im Sommer ja mit Trump aneinandergeraten, als er sich gegen den Einsatz des Militärs zur Bekämpfung von Demonstrationen innerhalb der USA ausgesprochen hatte. Trump hatte dies gefordert, um die Black-Lives-Matter-Proteste gegen rassistische Polizeigewalt einzudämmen. Trump setzte später Einheiten des Heimatschutzministeriums ein.

Der Verteidigungsminister hatte später – sehr zum Ärger des Präsidenten – auch klargemacht, dass er eine weitere Aktion damals nicht gutgeheißen habe: den Einsatz von Tränengas gegen friedlich Demonstrierende vor dem Weißen Haus, um dort eine Fläche für ein Foto des Präsidenten mit Bibel freizuräumen.

Tatsächlich war der ehemalige Pentagon-Beamte am 9. November, kurz nach der Wahl, entlassen und durch den weitgehend unerfahrenen Karrierebeamten Christopher Miller ersetzt worden. Dieser sagte später der Zeitschrift "Vanity Fair", er habe sich angesichts der Umstände für seine drei Monate an der Spitze des Verteidigungsapparats ein "bescheidenes Ziel" gesetzt: "Keinen Putsch, keinen großen Krieg, kein Militär auf der Straße." Letzteres habe er allerdings nach dem Sturm rechtsradikaler Trump-Fans auf das Kapitol am 6. Jänner wieder aufgeben müssen, fügte er an. (mesc, 18.2.2021)