Gareth Bale durfte einschießen.

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Budapest – Für den WAC ist der Traum vom Achtelfinale der Fußball-Europa-League quasi ausgeträumt. Das 1:4 im "Heim"-Hinspiel von Budapest lässt den Kärntnern gegen Tottenham vor dem neuerlichen Duell am Mittwoch in London keine realistische Chance. Dabei hatte der krasse Außenseiter im größten Spiel der Vereinshistorie sogar mehr Einschussmöglichkeiten als erwartet und auch etwas Pech. Coach Ferdinand Feldhofer kam freilich nicht umhin, "eine verdiente Niederlage" zu konstatieren.

Nach den guten internationalen Vorstellungen in der Gruppenphase war sein Team wohl zumindest mit der Hoffnung auf einen Teilerfolg nach Budapest aufgebrochen, die Vorfreude war hörbar groß gewesen. Der Plan, den sich das Trainerteam zurechtgelegt hatte, um den haushohen Favoriten trotz dessen aktueller Erfolglosigkeit in der Premier League fordern zu können, ging aber nicht auf. Mit den ersten drei Toren durch Son Heung-min (13.), den in der Liga nur selten eingesetzten ehemaligen Real-Star Gareth Bale (29.) und Lucas Moura (34.) war die Partie schon nach gut einer halben Stunde gelaufen.

"Wir haben in der ersten Hälfte nicht gut genug verteidigt, nicht nur in der letzten Linie. Wir haben fast keinen Zugriff bekommen", beschrieb Feldhofer die Probleme seiner Truppe, die mit Ausnahme des leicht angeschlagenen Mittelfeldabräumers Mario Leitgeb mit der Einsergarnitur aufkreuzte. "So haben wir auch keine Entlastung bekommen und sind nicht zum Umschalten gekommen. In der Art und Weise ist das gegen Tottenham zu wenig", befand der Steirer. "Sie haben uns nicht atmen lassen." Dass die Spurs nach vier Niederlagen in den jüngsten fünf Premier-League-Partien unter Druck geraten sind und im Hinblick auf die Liga auch nicht ihren "ersten Anzug" aufboten, wurde in der Puskas-Arena jedenfalls nicht zum Faktor.

"In meiner Karriere ist schon alles passiert"

"Das 3:0 spiegelt unsere Überlegenheit in der ersten Hälfte wider", sagte ein zufriedener Spurs-Coach Jose Mourinho, dessen Offensive bei all ihrer Qualität auch zu viele Räume vorfand. Dass Feldhofer nach der Pause und der Hereinnahme von Gustav Henriksson und Kai Stratznig die Defensive stärkte, habe es seiner Truppe dann "schwerer gemacht", betonte der Portugiese. "Wir haben dann kürzere Wege gehabt", sagte Feldhofer. Prompt durfte er in der 55. Minute das Elfertor von Kapitän Michael Liendl bejubeln, neben dem Gefoulten Christopher Wernitznig der wohl beste Wolfsberger an diesem Abend. "Es war ein kleiner Funken Hoffnung", sagte der Routinier. "Wenn wir das 2:3 machen, sieht es ein bisschen anders aus, so wird es natürlich brutal schwer."

Ein zweiter Treffer für den WAC war tatsächlich in Griffweite, auch wenn Tottenham das Spiel kontrollierte. Zur Überraschung fehlte den Kärntnern an diesem Abend aber auch Fortune. So wie beim Köpfler Dario Vizingers, den Goalie Hugo Lloris mit den Fingerspitzen an die Latte lenkte (31.), oder bei Wernitznigs Lattenpendler (69.). Dazu kamen weitere, wenngleich weniger aussichtsreiche Offensivaktionen. "Wir hatten mehr, als ich mir vorher erwartet habe", erklärte Feldhofer.

"Wir haben im Abschluss vielleicht auch nicht das nötige Glück gehabt", sagte der ehemalige ÖFB-Teamkicker nach seiner Trainerpremiere in einer europäischen K.-o.-Phase. Immerhin freute er sich über die Mentalität. "Nach dem 0:3 haben sie große Moral beweisen, haben sich nicht gehen lassen. Uns ist schon allen bewusst, dass alles zusammenpassen muss, wenn man gegen so eine Weltklassemannschaft bestehen will", meinte Feldhofer.

Für das Rückspiel darf sich seine Truppe kaum Hoffnungen machen, das stellte auch Mourinho höflich, aber doch klar: "In meiner Karriere ist schon alles passiert. Und ich möchte nicht sagen, dass wir fix weiter sind. Aber es bräuchte eine katastrophale Leistung von uns, um 0:4 oder 1:5 zu verlieren, die ich mir eigentlich nicht vorstellen kann." (APA, 19.2.2021)