Der für die Pensionistenwohnhäuser zuständige Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) bestätigte am Donnerstag die fristlose Entlassung von Gabriele Graumann.

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Wien – Die seit September 2020 suspendierte Geschäftsführerin des Kuratoriums der Wiener Pensionistenwohnhäuser (KWP), Gabriele Graumann, ist mit sofortiger Wirkung entlassen worden. Ein entsprechender Beschluss wurde in der Sitzung des Vorstands gefasst, teilte das Büro von Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ), der Präsident der Pensionistenwohnhäuser ist, mit. Im Raum stehen unter anderem vergaberechtliche Verfehlungen.

Verdachtsmomente erhärtet

In Zusammenhang mit einem Bericht des Stadtrechnungshofs waren im Vorjahr Verdachtsmomente gegen die Geschäftsführerin und weitere Mitarbeiter publik geworden. Unter anderem soll es um Preisabsprachen gehen, die auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nach sich zogen.

"Durch eine vom Vorstand beauftragte externe Untersuchung" – beauftragt wurde ein Rechtsanwalt – hätten sich die Vorwürfe erhärtet. Außerdem seien neue Vorwürfe hinzugekommen, zu denen nun Sachverhaltsdarstellungen an die Staatsanwaltschaft erfolgt sind.

Lange Liste an Vorwürfen

Die Prüfung habe "negativ überraschende Fakten" zutage gebracht, heißt es in einem Schreiben an Graumann, aus dem der "Kurier" zitiert. Ihr wird darin unter anderem vorgeworfen, überhöhte Prämien von in Summe 50.000 Euro bezogen zu haben, am KWP-Vorstand vorbei. Außerdem soll Graumann ihrem Lebensgefährten, der als Führungskraft im KWP arbeitet, regelmäßig Prämien gewährt haben, ohne zu dokumentieren, warum. Die Lebensgemeinschaft habe sie entgegen den Vorschriften über Jahre nicht gemeldet, heißt es im "Kurier" außerdem.

Und die Liste ist noch länger: So ist auch die Rede von einer "aufklärungsbedürftigen Führung" der ihr zugeordneten Handkassa, einer "aufklärungsbedürftigen Visa-Kartengebarung" in ihrem Wirkungsbereich und einer "hochproblematischen Reisetätigkeit". Graumann soll außerdem einen Vorteil angenommen haben, indem sie ihre Privatwohnung von einem Geschäftspartner des KWP ausmalen ließ.

Wie das Schreiben an die Öffentlichkeit gelangte weiß man im Büro von Stadtrat Hacker nicht, selber habe man den Brief jedenfalls nicht weitergegeben. Die Inhalte seien aber korrekt, wird dem STANDARD bestätigt.

Weitere Suspendierungen und neue Führung

Das KWP teilte am Donnerstag außerdem mit, dass Suspendierungen gegenüber weiteren Mitarbeitern ausgesprochen wurden. Betroffen sind drei leitende Mitarbeiter der Bauabteilung eine leitende Mitarbeiterin aus dem Bereich Compliance und Recht. Wie geht es mit ihnen weiter? Die neue Geschäftsführung habe in der Vorstandssitzung am Donnerstag den expliziten Auftrag erhalten, die Bauvorhaben der jüngeren Vergangenheit noch einmal genau zu prüfen, sagt Hacker-Sprecher Rainhard Krennhuber zum STANDARD.

Christian Hennefeind wird mit 1. März die Geschäftsführung übernehmen. Die Bestellung des bisherigen Personalchefs des Fonds Soziales Wien erfolgt laut Hacker-Büro bis zur Einleitung einer Neustrukturierung des KWP – die am Donnerstag ebenfalls in Auftrag gegeben wurde.

4000 Mitarbeiter, 9000 Bewohner

Die Wiener Pensionistenwohnhäuser sind laut eigenen Angaben "der größte Anbieter von SeniorInnenbetreuung in Österreich", 4000 Mitarbeiter arbeiten dort. Gegründet wurde das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser 1960 durch Beschluss des Wiener Gemeinderates, 2001 wurden die Pensionistenklubs der Stadt Wien eingegliedert. In den letzten Jahren standen zahlreiche Sanierungen an, es wurden aber auch neue Wohnhäuser fertiggestellt. Insgesamt gibt es 30 so genannte "Häuser zum Leben" in Wien, in denen etwa 9000 Bewohner leben. (APA, lhag, 19.2.2021)