Corona und die Jahreszeit schränken die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung massiv ein. Zum Glück gibt es in und um Wien kleine Abenteuer, die man auch in diesen Tagen erleben kann. Die meisten kosten noch dazu wenig oder gar nichts.

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Ab März kann man in Wien vielerorts Lastenräder für kleine Abenteuer, Be- und Entsorgungen ausleihen.
Foto: Getty Images/AleksandarNakic

Mit dem Lastenrad Feines aus dem Grätzel einsammeln

Ab 1. März soll es so weit sein: Alle in Wien verfügbaren Lastenräder können zentral über graetzlrad.wien reserviert werden. Abenteuerliche Ausritte – wie im Selbstversuch ein Rundritt zu so vielen feinen Greißlern im Grätzel, bis die Ladefläche voll ist – bieten sich damit an. Der Dienst ist völlig kostenlos und wird oft von Händlern ums Eck angeboten – weshalb man die teuren Lastendrahtesel auch pfleglich behandeln sollte.

Beethoven-Verfolgungsjagd nach dem Jubeljahr

Komponisten sind nicht die Einzigen, die gerade ohne große Geburtstagsparty auskommen müssen. Wer heuer noch Beethovens 250er nachfeiern will, kann das recht kurzweilig mit einem kommentierten Stadtspaziergang tun. Der Soundtrack dazu kommt vom eigenen Smartphone, auf dem die mitten in der Krise von Wien Tourismus (wien.info) erfundenen App Ivie laufen sollte. In vier Stunden geht’s zu 15 Stationen.

Azteken-Schau im Weltmuseum
Foto: KHM Museumsverband

Aztekische Geheimnisse lüften im Weltmuseum

Haben die Azteken im Winter auch Kakao getrunken? Wie hießen ihre Götter, und wer kann ihre seltsame Schrift entziffern? Auf Fragen wie diese bekommt man in der großen Azteken-Schau im Weltmuseum Wien (weltmuseumwien.at) kundige Antworten. Vor allem Familien mit Kindern werden das Begleitheft schätzen, das eine vermeintlich langweilige Ausstellung zur superspannenden Rätselrallye macht. Online voranmelden!

Verwunschene Schlösser ohne fixe Öffnungszeiten

Dark oder Lost Places sind per Definition Orte, die sich nicht an Öffnungszeiten halten – und als solche prädestiniert für den Besuch im Lockdown. Wer einige in und um Wien erkunden will, findet online viele Tipps aus der Community (openthedoor.at). Lost Places sind übrigens nicht so deprimierend wie manche vermuten. Bestes Beispiel: das verlassene Schloss Batthyány in Trautmannsdorf an der Leitha.

Detroit in Favoriten finden mit einem Architektur-Autor

Was macht man, wenn man als Architektur-Autor reisesüchtig ist, aber so wie alle anderen gerade nicht wegdarf? Wojciech Czaja hat das einzige Richtige getan und sich die Welt in Wien zusammengestückelt. Favoriten ist stellenweise sein Detroit, Hietzing schaut für ihn da und dort aus wie Phnom Penh. In Buchform ist "Almost – 100 Städte in Wien" der perfekte Reiseführer in Zeiten ohne Reisefreiheit.

In Niederösterreich nehmen Lamas und Alpakas Wanderer in den Schlepptau.
Foto: Getty Images/iStockphoto

Alpaka-Trekking ohne Anden und Alpen

Lamas und Alpakas scheinen sich in unseren Breitengraden wohlzufühlen, eine Seltenheit sind sie auch in den Tälern nicht mehr. Die Tiere in der niederösterreichischen Gemeinde Maria Anzbach sind zudem daran gewöhnt, Wanderer im Schlepptau mitzunehmen. Organisiert werden diese Trekkings, die auch in Zeiten des Lockdowns im Familienverband erlaubt sind, von der Zoologin Astrid Herler (lama-lady.at).

Dem Niederösterreich-Navi für Freizeitgestaltung folgen

Lust auf spontanes Eislaufen auf einem kleinen Naturteich oder eine Seilbahnfahrt auf den Berg? Momentan ist die Situation wirklich sehr unübersichtlich, was Wetter-, Corona- und sonstige Bedingungen betrifft. Eine Art Echtzeit-Navi für Freizeitaktivitäten in Niederösterreich (winternavi.niederoesterreich.at) hilft dabei zu checken, was möglich ist, wo es Tickets eventuell auch online gibt – und wo schon zu viele Leute hinwollen.

Erlebnis-Enzyklopädie für die eigene Stadt

Stadtabenteuer nennt sich eine junge Reiseführerserie aus dem Michael-Müller-Verlag (stadtabenteuer.com), die auch Eingeborene mit Ideen für Erlebnisse in der eigenen Stadt versorgt. Zwar sind die Empfehlungen nur selten völlig neu, aber die geballte Ladung an kostenlosen oder günstigen Abenteuern blättert man momentan besonders dankbar an den Wochenenden durch. Und: Die meisten Tipps sind definitiv pandemietauglich.

Die Entdeckungsreise "100 Jahre – 100 Orte" durchs Burgenland führt auch nach Schützen am Gebirge.
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Burgenländische Birdies im Seewinkel anstarren

Birdwatching wurde doch tatsächlich früher belächelt – dann kam die Pandemie. Spätestens seit Vogerlschauen zu den wenigen Tätigkeiten gehört, die einem niemand verbieten kann, ist das Starren auf Stare zum Breitensport geworden. Anfangs genügt ein simples Fernglas oder ein Teleobjektiv, und schon kann man immer und überall Watchen – besonders ergiebig aber im Seewinkel (nationalparkneusiedlersee.at).

Junges Bundesland an 100 Orten kennenlernen

Die Feierlichkeiten im jüngsten Bundesland Österreichs halten sich klarerweise gerade in Grenzen. Mit der Entdeckungsreise "100 Jahre – 100 Plätze" (wirsind100.at) wird die 100-jährige Geschichte des Burgenlands aber an vielen Orten nachvollziehbar. Dabei erfährt man amüsante Geschichten wie jene von Luising: Der Ort wurde Österreich erst 1923 zugesprochen, feiert streng genommen also erst 98-jähriges Jubiläum.

Auf Schatzsuche unter Parkbänken

Der Beserlpark im Bezirk ähnelt nur selten El Dorado, und doch – fast jeder hält einen Schatz bereit, der gehoben werden will. Fast 7.000 echte und virtuelle Schätze sind aktuell im Raum Wien versteckt, und wer tatsächlich noch nie Geocaching (geocaching.com) ausprobiert hat, dem kommt die Ödnis des Lockdowns gerade recht. Selbst sehr bewegungsresistente Kids marschieren so zumindest einmal um den Block.

Action im Bogenwald

Mit Pfeil und Bogen durch den Wienerwald

Gut zweieinhalb Stunden streift man mit Pfeil und Bogen durch den winterlichen Wienerwald, wenn man dabei versucht, 30 künstliche Ziele zu treffen. Das ist auf dem vier Kilometer langen Parcours in St. Andrä-Wördern (bogenwald.net) nicht nur äußerst kurzweilig, sondern auch in Zeiten von Corona unter Einhaltung gewisser Spielregeln möglich. Auch Leihmaterial und eine Einschulung bekommt man dort.

Fassadengebundene Kunst in Wien

Hunderte Hauswände als großes Outdoormuseum

Eine riesige Kunstsammlung mit Werken aus den Jahren 1919 bis 1989? Die gibt es in Wien outdoor im Museum des Hinaufschauens (raufschaumuseum.at) zu sehen. Begonnen wurde diese Initiative für fassadengebundene Kunst wie Mosaike oder Sgraffiti im ersten Lockdown im April 2020. Die Bilder, die auch auf Instagram gesammelt werden, sind jedenfalls ein tolles Motiv für wiederholte Stadtspaziergänge.

Radeln wie ein Wilder im Wiener Westen

Schon kommendes Wochenende möchte man auf der Hohen-Wand-Wiese in Penzing den Winter für beendet erklären und den Trailpark (hohewandwiese.com) aufsperren. Denn auch aus virologischer Sicht spricht nix gegen wildes Herumgurken auf schlammigen Bike-Bahnen im Freien. Familientaugliche Strecken zum Auspowern gibt es dort ebenso wie Leihausrüstung, sollte man nicht mit dem eigenen Bike kommen.

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Rodeln ohne Menschenmassen, auch das geht rund um Wien.
Foto: Getty Images/StefaNikolic

Ungestört rodeln im Mostviertel

Die Frage stellte sich schon mehrfach in diesem Winter: Wo kann man um Wien ohne Menschenmassen rodeln? Kleine Orientierungshilfe: Fast überall dort, wo es keine Aufstiegshilfen gibt. Im Mostviertel (mostviertel.at/rodeln) ist das etwa auf dem Tirolerkogel, dem Annaberger Hausberg, der Fall. Rund eineinhalb Stunden braucht man zu Fuß hinauf, dafür ist die Abfahrt mehr als acht Kilometer lang.

Der automatische Heurige in Purbach am Neusiedlersee

Eine Weinverkostung mitten im Lockdown? Lässt sich im Burgenland jederzeit realisieren (sogar mit unkomplizierter Zuganreise von Wien), weil einen beim glasweisen Gustieren in der Purbacher Vinothek und Greißlerei (haus-am-kellerplatz.at) kein Mensch bedient. Ein Automat schenkt dort täglich zwischen 9 und 19 Uhr 64 Sorten Wein schluckweise aus. Bezahlt wird mit einer Karte, die man vor Ort aufladen kann. Update 23.2. Da waren wir leider falsch informiert, die Verkostung der Weine ist in Purbach derzeit nicht möglich. Die Vinothek ist jedoch geöffnet und es können dort Weine gekauft werden.

(Sascha Aumüller, 20.2.2021)